Abseits

Wir haben nicht nur Sportler gefragt: „Welcher Ort in Vorarlberg abseits des Touristenrummels ist für Sie magisch?“ Sondern es haben sich auch Musikerinnen, Museumsdirektorinnen oder Unternehmer für uns innerlich und äußerlich auf die Reise begeben. Von Miriam Jaeneke

Stefania Pitscheider Soraperra, die Direktorin des Frauenmuseums Hittisau, freut sich immer besonders auf das späte Frühjahr: Sie lässt sich auf keinen Fall die Blütezeit der sibirischen Schwertlilie im Ried von Bangs-Matschels an einem schönen Junimorgen entgehen. „Am liebsten im Morgengrauen. Die Wiesen leuchten blau und wenn die Sonne kommt, geht mir das Herz auf.


Auch Ruth Swoboda, Direktorin der Inatura Dornbirn, erfühlt gerne den Lauf der Jahreszeiten. Im Frühling zieht es sie oft ins Rheinholz in Gaissau, „weil ich nachsehen will, ob nicht doch schon die Weiden austreiben. Dieses frische Grün auf diesen mächtigen Bäumen, auf die man noch dazu klettern kann, lassen mich von einem Ohr zum anderen grinsen.“


Der Snowboarder Alessandro Hämmerle schwärmt vom Wiegensee oberhalb von Partenen. „Da ich in der Nähe aufgewachsen bin, habe ich einige Trainingseinheiten hin zum See absolviert. Das war immer ein großes Ziel beim Training und hat für den Extraschub Motivation gesorgt. Richtig nette Kulisse im Naturschutzgebiet, vor der man allerdings leider nicht baden darf.“


Thomas D. Trummer, Direktor des Kunsthaus Bregenz, begeistert ein Draußen-Kunstwerk am Silvretta-Stausee auf der Bielerhöhe im Montafon: „In 2.000 Metern Höhe tost der Bielbach in den Stausee. Der bekannte Gegenwartskünstler Roman
Signer zeigt eine Visualisierung des Kraftwerks im Kleinen: Ein wenig von dem brechenden Wasserstrahl schießt in hohem Bogen über die kleine Steinbrücke des Rundwegs. Der Strahl wird zur Brücke, die Menschen, die darüberziehen, zum bewegten Fluss.“


Sigi Menz, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Ottakringer Getränke AG, ist in Dornbirn aufgewachsen. „Diesen einen Lieblingsort gibt es für mich nicht, vielmehr Orte: zum Beispiel die kleine Rhomberg Kapelle am Oberfallenberg bei Dornbirn. Über das Eulental führt ein steiler Weg hinauf. Von oben sieht man über das ganze Rheintal und kann sich in Ruhe mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigen.“
Ein zweiter Tipp ist eine Rundfahrt mit dem Auto nach Sankt Gerold und von dort über die Faschina Richtung Damüls, dann nach Bizau und von da zu Fuß nach Schönenbach auf eine Portion Knöpfle.
Zu guter Letzt treibt es ihn auch immer wieder mit dem Fahrrad an den Bodensee in die Harder Bucht und von dort nach Bregenz und über Neu Amerika wieder zurück, um im Fischerheim am Schleienloch einzukehren.


Regelmäßig zieht es die Musikerin Evelyn Fink-Mennel ins Große Walsertal zur Wandfluh in Sonntag-Stein. Sie genießt die Seilbahnfahrt vom Biosphärenpark-Haus auf die andere Talseite und den 45-minütigen Spaziergang zur Wandfluh. „Dort lege ich mich in die hügelige Wiese und lausche der Umgebung, bevor ich in die Wand singe, jodle und ihre Antworten erwarte. Das erzeugt Gänsehaut. Mittlerweile spielen wir auf der Wand vom Kanonjodler bis hin zur großen Literatur der Musikgeschichte, zum Beispiel Orlando di Lassos „O La, O Che Bon Ecco“, virtuos mit Naturecho.“


Und warum nicht schon jetzt auf den Winter freuen? Der Kurator des Poolbar-Festivals Herwig Bauer empfiehlt eine Skitour von Gurtis auf die Bazora oder, wenn genug Schnee liegt und es etwas länger gehen darf: von Frastanz aus hinauf. „Die Ruhe im Wald, der schöne Ausblick über das gesamte Rheintal bis zum Bodensee oder – wenn man weiterstapft, der Blick in den Walgau: nicht hochgebirgig, aber wunderbar. Eine Belohnung ist auch die Abfahrt auf dem anspruchsvollen Bazorahang. Mit dem Bonus, dass der Bazora-Lift einen wieder raufbringt, wenn man will. Außerdem kommt man bei einem Bier bei der Schleppliftausstiegstelle mit Leuten ins Gespräch, die man ewig nicht gesehen hat oder gerade erst kennenlernt. Das ist bei strahlendem Sonnenschein so schön wie an Tagen, an denen einem der Schnee um die Ohren pfeift.“


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