Green Investments
Der CEO des Start-ups Inyova, Tillmann Lang. Foto Stephan Vogel
Am Sofa in saubere Energien und Gleichberechtigung investieren
Wie es möglich ist, sein Geld effektiv nachhaltig anzulegen, erklärt Tillmann Lang, Mitgründer und CEO von Inyova, im Interview. Von Katharina Muner-Sammer
Wer Interesse daran hat, sein Geld nachhaltig zu veranlagen, findet nicht nur bei Banken entsprechende Angebote. Relativ jung in der Finanzwelt sind sogenannte Robo-Advisors, hier läuft alles digital ab, von der Anmeldung, der Abfrage von Vorkenntnissen, Risikobereitschaft, Anlagenzielen etc. bis hin zur Zusammenstellung eines Portfolios. Manche Anbieter haben sich auch auf nachhaltige Veranlagungen spezialisiert. Ein interessanter Vertreter für eine rein digitale, nachhaltige Vermögensveranlagung (in Aktien und Anleihen) ist das Schweizer FinTech Start-up Inyova.
Herr Lang, nicht zuletzt seit dem EU-Aktionsplan „Finanzierung Nachhaltigen Wachstums“ florieren nachhaltige Investments – mittlerweile bieten fast alle Finanzdienstleister „Nachhaltige Fonds“ an. Was unterscheidet Inyova von diesen Anbietern?
Tillmann Lang: Der Markt für nachhaltige Geldanlagen boomt, allerdings merkt man oft erst auf den zweiten Blick, dass nicht überall, wo grün draufsteht, auch grün drin ist. Im Vergleich zu ETFs (passiv gemanagte Fonds, die einen Index mit Nachhaltigkeitsausrichtung abbilden, Anm.) bieten wir deutlich mehr Transparenz, Personalisierung und – vor allen Dingen – Wirkung. So können Anlegerinnen und Anleger bei Inyova aus 24 Impact-Topics wählen und nach Wunsch einzelne Unternehmen hinzufügen oder entfernen. Wir bauen dann ein risikooptimiertes, diversifiziertes Portfolio aus Einzelaktien. Somit wissen unsere Investoren immer ganz genau, wo ihr Geld angelegt ist, denn sie sehen jedes einzelne Unternehmen.
Da sie bei Inyova in Einzelaktien investieren, gehören ihnen die Aktien der Unternehmen wirklich selbst. So können unsere Investoren von ihren Aktionärsrechten Gebrauch machen und damit beispielsweise bei Hauptversammlungen mit abstimmen und so Unternehmen beeinflussen, sich zu verändern. All das ist bei dem vermeintlich nachhaltigen ETF-Angebot auf dem Markt nahezu nie möglich.
Wie ist die Idee zu Inyova entstanden?
Mein Mitgründer, Erik Gloerfeld, und ich wollten immer etwas gründen, das einen echten nachhaltigen Impact hat. Uns wurde bei unseren Überlegungen schnell klar, dass die Finanzbranche eine riesige Rolle bei der Lösung der Klimakrise spielen kann und sogar muss. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass die Angebote für ganz normale Menschen in der Finanzbranche seit Langem zu wenig digitalisiert sind und vor allem in den meisten Fällen keine positive Wirkung auf die reale Welt haben. Das ändern wir mit Inyova. Wir haben es uns als Ziel gesetzt, Millionen von Menschen zu Impact-Investorinnen und Investoren zu machen und es ihnen somit zu ermöglichen, mit ihrem Geld wirklich etwas Positives zu bewegen.
Wie kann ich als Investor mein Geld nachhaltig über Sie anlegen?
Inyova ermöglicht es, kinderleicht Geld anzulegen, da unsere Lösung komplett digital ist. Man kann im Grunde von überall aus mit Inyova investieren – man muss nicht mal vom Sofa aufstehen. Da wir als Vermögensverwalter die Portfolios unserer Investoren aktiv betreuen, müssen sie sich nach dem Aufsetzen ihres Kontos um nichts mehr kümmern. Unsere internen Investment- und Impact-Teams haben stets die Portfolios im Blick. So werden Unternehmen, die nicht mehr unseren strikten finanziellen oder Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, entfernt und ausgetauscht.
Welchen Impact hat meine Geldanlagen? Wie wird dieser gemessen?
Bei Inyova setzen wir nicht nur auf Unternehmen, die eine positive Wirkung haben, sondern ermöglichen es den Investorinnen und Investoren, selbst auch einen Impact zu generieren. Dies geschieht einerseits durch die Bereitstellung von zusätzlichem Kapital durch einen Anteil an grünen Anleihen, andererseits durch Active Ownership. Durch kontinuierlichen Dialog mit den Unternehmen und die Ausübung relevanter Aktionärsrechte, wie beispielsweise der Stimmrechte, nimmt die Inyova-Community Einfluss auf Unternehmen und verbessert deren Nachhaltigkeitswirkung. Hier messen wir unter anderem die Reaktion des Unternehmens, der anderen Investoren sowie der breiten Öffentlichkeit.
Wir haben zum Beispiel auch eine umfassende Aktionärsaktivismus-Kampagne bei der BMW Group geleitet. Unser Ziel war es, den Aufsichtsrat zu diversifizieren, um den Übergang zu emissionsfreien Mobilitätslösungen zu beschleunigen. Unsere für den Aufsichtsrat vorgeschlagene Kandidatin erhielt zwar nicht die Mehrheit, dennoch bekam die Initiative nicht nur breite mediale Aufmerksamkeit, sondern auch viel Zuspruch seitens anderer Investoren. Unsere Kampagne wurde als wichtiger Ansporn gesehen, um die Nachhaltigkeit bei BMW voranzutreiben.
Gibt es von Seiten Inyovas Informationen dazu, wie man „Engagement“ – zum Beispiel in Form vom Gebrauch der Aktionärsrechte –betreibt?
Wir machen es unseren Kundinnen und Kunden leicht, von ihren Aktionärsrechten Gebrauch zu machen. Beispielsweise bringen wir einerseits über Webinare unsere Investorinnen und Investoren mit Vertretern von Unternehmen in ihren Portfolios zusammen und besprechen mit den Unternehmen deren Nachhaltigkeitsstrategien. Auf der anderen Seite ermöglichen wir unseren Anlegerinnen und Anlegern durch einen einfachen Klick in unserer App, Vorschläge zu unterstützen, die wir bei Jahresversammlungen einbringen. Die Unterstützung unserer Kunden beim Engagement werden wir noch stark erweitern.
Welche Gebühren und Kosten kommen auf mich zu, wenn ich über Inyova investiere?
Die Gebühren bewegen sich zwischen 0,6 und 1,2 Prozent, je nach Anlagevolumen. Das sind all-inclusive-Gebühren. Das heißt, sie beinhalten alles von einem jährlichen Strategiewechsel – wenn gewünscht – bis zu Transaktions- oder Depotgebühren.
Was unterscheidet Inyova von anderen Robo-Advisorn wie zum Beispiel my-SI (My Sustainable Impact – dahinter stehen die Frankfurter Fonds-Experts), Peaks (ein niederländisches Start-up) und vividam (Online-Vermögensverwalter der Finet Asset Management AG mit Sitz in Marburg)?
Wie bereits angesprochen, bieten Anbieter, die lediglich Fremdprodukte wie ETFs oder Fonds weiterverkaufen, in der Regel nur wenig Transparenz – es ist daher schwer, sich ein Bild zu machen, ob die Anlage wirklich nachhaltig ist. Auch haben ETFs keine Personalisierung und keinen oder wenig Impact. Auch die Kosten muss man im Blick behalten. Zwar nennt ein Anbieter seine Gebühr „all inclusive”, es fallen aber noch zusätzlich 1,32 bis 1,76 Prozent an Produktkosten an.
Viele Privatanlegerinnen und Privatanleger haben noch nie in Aktien investiert – wie hilft Inyova dabei in das Thema einzuführen?
Es ist toll, dass das Interesse an Aktieninvestments in den letzten Jahren so gestiegen ist. Auch bei uns sind über 80 Prozent der Investoren Erstanlegerinnen und Erstanleger. Es ist die digitale, einfache Art und gleichzeitig die Transparenz, die ihnen dabei helfen, diesen Schritt zu machen. Da wir die Portfolios unserer Investoren verwalten, müssen Anlegerinnen und Anleger auch kein finanzielles Wissen mitbringen.