Andreas FOX, Verhältnisse

Verhältnisse_8

Die Corona- Pandemie ist inzwischen unaufgeregter Alltag geworden; überall Menschen mit Mundschutz anzutreffen, ist Normalität. Leise stellt sich die Frage: Sind wir bereits am Ende der Pandemie angelangt oder mittendrin oder gar, was am wahrscheinlichsten ist, erst am Anfang? Irgendwann wird ein probater Impfstoff gefunden werden, aber dennoch ist davon auszugehen, dass Corona in der einen oder anderen Form Teil unseres Lebens bleiben wird.

Wie wird dem Rechnung getragen? Politisch sind sicherlich weitreichende Vorbereitungen für die sogenannte Zweite Welle getroffen worden, jedoch keinerlei grundlegende und nachhaltige echte Anpassungen wurden bisher in die Gesellschaft eingebracht – von einer Dritten Welle habe ich bisher niemals etwas gehört, als wären spätestens nach der Zweiten Welle alle Probleme beseitigt. Richtig wäre ein offiziell definiertes und politisch gestütztes Umdenken, das davon ausgeht, dass unser aller Leben in Zukunft jederzeit mit Corona oder etwas ähnlichem Neuen konfrontiert werden wird. Wir müssen es schaffen, dieses Minus in ein Plus zu verwandeln, andernfalls wären die Opfer sinnlos und verheerend.

Diese Strategie (Minus zu Plus) muss das politische Denken in Zukunft durchdringen und in wesentlichen gesellschaftlichen Angelegenheiten global beherrschen.

Ich glaube aber auch, dass es bereits genug private und innovative Corona-motivierte Initiativen gibt, die hier bald von sich Reden machen werden…
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Verhältnisse_7

Die Krise, in der sich Amerikas Demokratie derzeit befindet, gerät zunehmend zu einer allgemeinen Depression dieses über die Jahrhunderte erkämpften Werkzeugs der gewollten Volksherrschaft. In sublimer und offensiver Gestalt lässt sich das von den USA so eindrücklich demonstrierte Konzept der stil- und rücksichtslosen Selbstermächtigung Kraft eines repräsentativen Amtes zunehmend als ein internationaler Trend erkennen und folgt direkt den Gelüsten der Macht und der Karriere seiner Amtsträger.
Der Umgang mit der Macht war offensichtlich immer eine Frage des Stils und nicht der politischen Apparatur und verschwindet nun mit dem allmählichen Hinscheiden einer der Allgemeinheit verpflichteten politischen Kultur.
Trump ist in aller Konsequenz rein; er ist ein Mann aus dem Volk, dem er voransteht und entspricht deren Werten. Er ist konsequent inkonsequent, auf den kurzfristigen eigenen Vorteil bedacht und loyal gegenüber den Projekten der seinen. Er spiegelt die Unmündigkeit und Fehlkonstruktion der Gesamtheit von Volk und Apparat wider; veranschaulicht die derzeitige Unfähigkeit einer konstruktiv vom Volk artikulierten Macht, die ihre gesamten Bedürfnisse in ihrem Sinne verhandelt.

Bleiben wir in unserem Land mit Blick auf die Ibiza- Affäre und den Ibiza- Untersuchungsausschuss. Hier erkennen wir ganz genau diese neue antidemokratische Stimmung und die eigensinnige Struktur einer Politik, die sich zunehmend der rechtspopulistischen Methodik von Sprachverwirrung, Sachverdrehung und Ignoranz oder Borniertheit bedient , um so dem Zugriff institutioneller demokratischer Kontrolle zu entkommen.

Wir sehen nur noch mediale Inszenierung und nicht mehr selbstverständliche Redlichkeit und Fairness. Wir müssen Demokratie neu lernen und gegen seine Repräsentanten absichern!
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Verhältnisse_6

Bei den Überlegungen bezüglich der sozialen Verhältnisse unserer Gesellschaft stellt sich mir endlich auch die Frage: Wer oder was ist diese „Gesellschaft“ eigentlich? Wenn ich diesen Begriff in einem Artikel verwende, denke ich mir meistens, dass ich selber garnicht oder jedenfalls nicht in aller Konsequenz zu dieser „Gesellschaft“ gehöre oder dazu gehören möchte.

Der Mensch ist deshalb so erfolgreich, weil er in abstrakten Konstruktionen denken und sich für abstrakte Werte engagieren kann. Die „Gesellschaft“ ist so eine abstrakte Idee und bezeichnet Menschen, die sozial interagieren und sich auf eine gemeinsame Sprache, besondere Merkmale, Verhaltensregeln, Werte, Gesetze berufen: das kann eine Nation oder auch die Menschheit als Ganzes sein und sogar auch das ständig wachsende Kollektiv von „Menschen am Rande der Gesellschaft“ ist Teil davon.

Was ist das aber in Wirklichkeit für eine Idee, wenn in einem sogenannten demokratischen Rechtsstaat, unter dem Diktat eines sogenannten Präsidenten sogenannte Polizisten einen sogenannten Bürger einfach töten können, weil ihnen dessen Hautfarbe nicht gefällt?

Offenbar haben auch diese Widersprüche Platz in der „Gesellschaft“. Ich möchte auf folgenden Punkt hinaus und möchte es konstruktiv ausdrücken: den nächsten Schritt einer positiven globalen Entwicklung können wir nur gemeinsam tun. Dazu müssen wir unabdingbar eine gleichberechtigte Gesellschaft entwickeln- mit gleichen Rechten, gleichen Chancen und gleichen Pflichten; das ist eine Welt der Konsequenz und nicht des oberflächlichen Marketings; wo Menschen nicht etikettiert werden und nicht etwas zu sein vorgeben, was sie nicht sind.

Vielleicht bekommt der furchtbare Horror von George Floyd wenigstens dadurch Sinn, dass Hass und Zwietracht erschüttert werden und ein Teil der „Gesellschaft“ geläutert daraus hervorgeht und einen Schritt in die richtige Richtung macht.

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Verhältnisse_5

Wenn ich hier über allgemeine Verhältnismäßigkeiten nachdenke, die von der Sphäre der Coronakrise berührt wurden, dann darf dabei der wichtigste Aspekt nicht unbetrachtet bleiben. Dazu muss man den Fokus ganz öffnen und das große Ganze sehen; es geht um den Planeten Erde selbst – den Körper, der ebenfalls infiziert ist und diese Pandemie austrägt.

Es empfiehlt sich in diesem erdumspannenden Konflikt, wie auch in anderen globalen Wirkungsmechanismen, eine Betrachtungsweise, die das Objekt Erde von ihrer abstrakten Bedeutungsebene befreit, die wir üblicherweise wahrnehmen, wenn wir wirtschaftliche und politische  Zustände immer geografisch verortet und begrenzt verhandeln.

Dann erscheint sie als das, was sie ist: ein Planet, der als Eins, als Ganzes, und kompromisslos nur als Ganzes, seinen Weg durch den Weltraum verfolgt – als ein sehr komplexer und intelligenter Organismus.  

Das ist zunächst einmal in dieser Form und ohne jegliche esoterische Komponente  zu begreifen. Danach erscheinen allerdings Naturkatastrophen jeglicher Art – und dazu zählen auch Epidemien – durchaus als natürliche Strategien zur Revitalisierung einer auf den Planeten bezogenen Lebensqualität; bzw. als Teil seiner Überlebenstaktik, die Verantwortung übernimmt für das absolute Ganze.

Diese Methode, einer Autoimmunreaktion  ähnlich, richtet sich also gegen die Menschheit. Aus einer universellen Perspektive ist der Mensch eine unablässig  und exponentiell wachsende Spezies, die dem natürlichen Kontext entartet ist; ohne jegliches Regulativ.

Ich meine das konstruktiv und belasse diese Zusammenhänge hier unkommentiert.

Früher konnte man sagen: geht es dem Planeten gut, dann gibt es Hoffnung, dass es allen gut geht. Heute muss man zur Kenntnis nehmen: geht es dem Planeten schlecht, dann geht es allen schlecht.
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Verhältnisse_4
Covid-19 hatte Menschen aus unterschiedlichen Verhältnissen in Bezug auf ihren gesellschaftlichen Einfluss weitgehend angenähert. Die Inanspruchnahme jeglicher von außen kommender Dienste und damit eben auch die öffentliche Wahrnehmbarkeit  unterschiedlichster Personen war durch die Krise im Prinzip gleich gestellt: zurückgeworfen auf sich selbst und einen kleinen Kreis Vertrauter.

Obwohl es durchaus sehr unterschiedliche Meinungen bezüglich der Art und Weise des allgemeinen Umgangs mit dem Virus gegeben hat und gibt, hat sich gezeigt, dass dieses Virus in Bezug auf Einfluss und Macht eine Art Kriegsrecht hergestellt hat, das derzeit noch andauert. Die jeweils regierende Partei – und in der Wahrnehmung nur der Parteivorstand – zog wie eine siegreiche Armee in das Land, diktierte neue Regeln und nahm sich jedes Recht. Und bekam es vom Volk auch erstaunlich leicht zugesprochen. Je nachdem, wer das auf den internationalen Bühnen jeweils war, wurde diese Situation auch als Performance und strategische Option genutzt. Jedenfalls  – und vieles wurde in Anbetracht der historischen Beispiellosigkeit  sehr professionell abgewickelt – war es auch eine Zeit der politischen Alleinstellung.

Europa? Europa hat gezeigt, was es derzeit ist und war als verbindliche  Institution wenig spürbar, Grenzen aber schon.

Demokratie? War vor dieser Krise schon ein gefährdetes Gut und wird sich nur allmählich und vermutlich nur noch bis zu einem bestimmten Punkt erholen.

Solidarität ? Hat funktioniert.
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Verhältnisse_3
Dass Chancen innerhalb unterschiedlicher  sozialer  Schichten selbstverständlich unterschiedliche Formate annehmen, ist evident. Aber in diesem besonderen Fall – wenn es nämlich um die Korrektur einer Routine mit dem Ziel der Reduzierung  von Konsum gehen soll – ist eindeutig der Nicht – Wohlhabende gegenüber dem Wohlhabenden im Vorteil, da das Gefälle vom bestehenden zum angestrebten Zustand deutlich flacher ausfällt und daher einfacher zu bewältigen sein wird.Dieser Vorteil ist unbedingt erwähnenswert, da es
1.) der einzige Vorteil ist und
2.) ein Vorteil mit enormem Potenzial ist; sogar geeignet, Lebensqualität zu erzeugen und Gesundheit zu verbessern. Das könnte immerhin ein Anreiz sein.
Wohlstand (übrigens ein Status und ein Wort, das nach dieser Betrachtung eigentlich neu zu denken ist) ist ursächlich verknüpft mit Verantwortung. Auch wenn diese nicht immer bewusst ist oder selten adäquat wahrgenommen wird. Ich wage hier die Formulierung der folgenden Formel: Die Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Gesellschaft – oder sagen wir lieber gleich: gegenüber dem Planeten – wächst tatsächlich mit dem Grad der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel in einem nahezu linearen Verhältnis. Ich denke, es ist gut, diesen Zusammenhang einmal festzuhalten.
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Verhältnisse_2
Wenn ich es genau bedenke, erscheint es mir logisch und hilfreich, im Allgemeinen mehr in Sinnbildern zu denken, da sie die tatsächlichen Verhältnisse demonstrativ offen legen und  tiefere Einsichten erschließen. Man sagt, dass sich die Qualität der verbliebenen Sinne verbessert, wenn einer ausfällt. Diesem Gedanken folgend, kann man eine ähnliche Balance für das generelle Tun und Denken ableiten: Durch die Umstände gezwungen, nicht zu konsumieren und jegliche Mobilität zu minimieren, ergab sich die Chance, nicht mehr konsumieren zu müssen und nicht länger einem Diktat der Mobilität zu folgen. Sich in seiner Welt neu einzurichten, neu einrichten zu können. Unterm Strich ist es auch die Chance, eine neue Freiheit wahrzunehmen, wo vorher möglicherweise ein Zwang war. Veränderung: ein Angebot, das als konstruktiver Aspekt jeder Krise innewohnt und jedem Neuanfang voransteht.  Man möchte jetzt jeden Einzelnen anstupsen und sagen „das ist deine Chance“.
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Verhältnisse_1
„Es ist ebenso vernünftig, eine Art Gefangenschaft durch eine andere darzustellen, wie irgendetwas wirklich Vorhandenes durch etwas, das es nicht gibt“. Daniel Defoe
An dieses Zitat, das Albert Camus seinem allegorischen Roman „die Pest“ voranstellt, musste ich unweigerlich immer wieder im Zusammenhang mit Erkenntnissen aus der Covid 19-Krise denken. Wie in einem Röntgenbild zeigen sich unbewusste Zustände und malen ein ungekanntes Bild unserer Gesellschaft. Verhältnisse und Abhängigkeiten, die sonst – hundertfach überlagert – unsichtbar und vollkommen banal erscheinen, dringen auf einmal Schicht für Schicht an die Oberfläche. Und es zeigt sich, dass wohlhabende moderne und soziale Staaten ohne die Zuarbeit gerade der scheinbar unbedeutenden, wenig geachteten und entsprechend auch schlecht bezahlten Dienste  zumeist ausländischer Arbeitskräfte, ausgehöhlt und hilflos sind. Die Beispiele „Pflege“ und „Ernte“ sind deshalb Paradebeispiele, weil sie auch sinnbildlich so wunderbar funktionieren.
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