Buchbesprechnung

Von Verena Rossbacher
„Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung trägt 40 Prozent mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte Transportverkehrt weltweit; sie ist die Ursache Nummer eins für den Klimawandel.“ Wenn wir übers Klima reden, müssen wir übers Tiere essen reden. Und um zu wissen, worüber man redet, wenn man übers Tiere essen redet, lohnt es sich, „Tiere essen“ zu lesen, von Jonathan Safran Foer.
Es erschien 2010 bei Kiepenheuer und Witsch und hat nach zehn Jahren nichts von seiner Aktualität verloren – ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit wird überall auf der Welt fürs Klima auf die Strasse gegangen – endlich, muss man sagen, das Thema ist mitnichten neu, es ist nur salonfähig geworden und man kommt nicht mehr daran vorbei. Wir haben das Wort Flugscham in unseren aktiven Wortschatz integriert, Firmen beeilen sich, ihren ökologischen Fußabdruck zu preisen und wir denken, mit Elektroautos wär schon viel geschafft (ist es nicht).
Das Überdenken unserer Mobilität kratzt hart an unserer Forderung nach Bequemlichkeit, nach Individualität, nach Privilegien. Interessanterweise vermeiden wir bei all unserem hehren Klimaaktivismus das Gespräch über Fleisch. Und dabei: Wie eingangs zitiert, ist der Fleischkonsum viel relevanter, wenn es um die Klimakatastrophe geht, oder, um es mal zugespitzt zu formulieren: Würden wir alle auf Fleisch verzichten, könnten wir munter weiter Fliegen. Warum also ist der Fleischkonsum ein sogar noch größeres Tabu als der Transportverkehr, warum ist uns dieser Verzicht noch unbehaglicher? Jonathan Safran Foer, bekannt für seine wunderbaren Romane wie „Alles ist erleuchtet“ und „Hier bin ich“, gelingt mit diesem Buch eine gescheite Verknüpfung von Sachbuch und Autobiographie – und er geht genau dieser Frage nach.
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