Digitalisierung –Fluch oder Segen?
Jede Medaille hat zwei Seiten – so auch die Digitalisierung: Auf der einen steht das große Potenzial für eine effizientere, nachhaltigere Welt; auf der anderen der damit verbundene Anstieg des Energie- und Ressourcenverbrauchs.
Von Sarah Kleiner
In einer Metastudie des deutschen Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Forschungseinrichtung „Technopolis“ wurden
6.000 Studien zu Umweltauswirkungen der Digitalisierung in einer Literaturrecherche gesichtet und
200 aufgrund ihrer Relevanz zur Analyse ihres ökologischen Fußabdrucks
herangezogen.
Darin wird festgehalten, dass heute etwa
4 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen durch die Herstellung und den Betrieb digitaler Geräte erzeugt werden. Surft man
1 Stunde auf Social-Media-Plattformen oder den Seiten diverser
Streaming-Anbieter, so werden je nach Berechnungsmethode bis zu
280 Gramm CO2 verbraucht. Bei einem Trainingsdurchlauf einer KI können sogar über
940 Tonnen Treibhausgase entstehen, je nach Berechnung und Strommix. Das ist in etwa so viel, wie
108 Österreicherinnen und Österreicher im Jahr emittieren.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass durch die Digitalisierung in zahlreichen Bereichen positive Effekte auf die Umwelt entstehen, insbesondere im Energiesektor. Auch bei Gebäuden kann durch Automatisierung und Monitoring der Energieverbrauch durch die Digitalisierung verringert werden.
Zu den negativen Effekten gehören der Energie- und Ressourcenverbrauch für Produktion und Betrieb digitaler Infrastruktur. Auch durch sogenannte „Rebound-Effekte“ muss die Digitalisierung nicht zwangsläufig zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs beitragen. Bei diesen führen Energieeinsparungen zum Beispiel durch Effizienzsteigerungen zu einer Veränderung des Konsumverhaltens. Ein gutes Beispiel sind Autos: Obwohl diese aufgrund des technischen Fortschritts immer effizienter betrieben werden können, werden sie immer größer – siehe SUV-Trend.
Als zentrale Erkenntnis halten die Forscher außerdem fest, dass trotz der zahlreichen Studien, die sich mit den Umwelteffekten von Digitalisierung beschäftigen, der Wissensstand über das Ausmaß der Potenziale in vielen Bereichen noch immer lückenhaft sei.
Quelle: Technopolis & IÖW (Hrsg.): Metastudie „Nachhaltigkeitseffekte der Digitalisierung“. Eine Auswertung aktueller Studien zur (quantitativen) Bemessung der Umwelteffekte durch die Digitalisierung, Berlin, 2024