Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Vorarlberg wird ja von vielen Leuten in erster Linie mit Wäldern und Bergen assoziiert. Mit Wandern, Käse, Almen. Für mich ist Vorarlberg natürlich ebenso mit Landschaft und Kulinarischem verbunden, aber auch mit einer gewissen Mentalität. Sie hat mich zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen und Unterstützern vor beinahe zehn Jahren dazu gebracht, die erste Ausgabe des ORIGINAL Magazins zu gestalten.
In Vorarlberg kann man Ideen umsetzen. Im Kontrast zu einer traditionsbewussten und manchmal auch kleinkarierten Gesellschaft sind die Menschen hier auch immer offen für Neues und suchen pragmatisch nach Lösungen. Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, wie ich sie kennengelernt habe, kommen unkompliziert ins Tun.
Sie sehen, welche Bedrängnisse durch den Klimawandel im heimischen Wald und Forst entstehen und passen die Bewirtschaftungsformen an. Sie erfahren, dass die früher bei uns heimischen Nussbäume immer mehr verschwinden und pflanzen neue. Sie sehen eine 12.000 Quadratmeter große Industriehalle, die leer steht, und verwandeln sie in eine kreative Zentrale für Wirtschaftstreibende und Kulturschaffende. Sie kombinieren verstaubte Volksmusik mit modernen Einflüssen und kreieren eine neue Musikrichtung.
Vorarlberg ist nicht groß. Hier kennt man sich und weiß, was der andere beruflich macht und vielleicht sogar, was sich bei ihm privat tut. Wenn diese familiäre Gesellschaft zu eng, zu beklemmend wird, ruft dann doch manchmal die große Stadt und es zieht mich nach Wien. Die Zweigstelle, die das ORIGINAL Magazin im September dort im siebten Gemeindebezirk bezogen hat, ist einerseits ein Ort, wo diese Vorarlberger Mentalität multipliziert wird. Andererseits ist sie ein Hafen für Momente, wenn einem das „Ländle“ dann doch zu klein wird. Und wenn man sich sattgesehen hat an den Wäldern, den Bergen und den Rindviechern auf den Almen.
Diese ORIGINAL-Ausgabe ist Vorarlberg und seinen Menschen gewidmet, vor allem denen, die sich für eine gute Zukunft engagieren. Sie lesen darin von Kreislaufwirtschaft, vom Wiederverwerten und Wiederbeleben, vom Wandel in der Architektur, vom Heimweh nach der Natur. In dieser Regionalausgabe finden Sie ein Vorarlberg, wie es in Klischees nicht Platz hat und wie es doch so typisch ist – optimistisch, innovativ, ohne Scheu vor Veränderung.
Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen
Evi Ruescher, Herausgeberin
Foto: Angela Lamprecht