Ein Abend in Wien zu zweit zwischen 15,- und 85,- Euro
Wer kennt sie nicht, die Frage, die müde Gehirne verknotet. „Was machen wir denn heute Abend?“ Man würde meinen, in einer zwei Millionen Einwohnerstadt sei darauf schnell eine Antwort gefunden. Doch selbst über eingefleischten Wienern hängt der Alltagstrott wie ein Damoklesschwert – Langeweile ist Lebensvergeudung, unproduktiv und, ja, einfach unnötig. Also, was machen in der Stadt der begrenzten Unmöglichkeiten? Ob Wienerin, Wiener oder nur zu Besuch in der Hauptstadt: Wir haben für Budgets zwischen 15 und 85 Euro Optionen zusammengestellt, die einen unterhaltsamen, originellen oder einfach nur gemütlichen Abend für zwei Personen in Wien versprechen. Damit es das nächste Mal, wenn die unliebsame Frage aufkommt, gleich heißt: „Ich weiß schon was.“
Text: Sandra Ellinger, Fotos: Oriana Rüscher
15 Euro
Würstel und Kunst
„A Eitrige mit am Bugl und am Krokodü, bitteschön!“ Natürlich darf ein Besuch beim traditionsbewussten Wiener Würstelstand nicht fehlen, wenn ein kleines Budget dem gemeinsamen Abend in Wien Schranken auferlegt. Eitrig ist die Käsekreiner, der Bugl das Scherzerl vom Schwarzbrot und das Krokodil das Essiggurkerl. In der Pfeilgasse ist das alles bio und ziemlich fresh, danach heißt‘s ab ins Museumsquartier, etwa 15 Gehminuten entfernt. Denn dort gibt es jeden Donnerstag von 17 bis 21 Uhr die „freie Donnerstagnacht“.
Bio Würstelstand, Pfeilgasse 1, 1080 Wien
Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Kino dezentral
Ohne Geld ins Kino? Kein Problem – das Volxkino lädt im Sommer immer in ganz Wien zu kostenlosen Vorstellungen ein. Vorgeführt wird, wo Platz ist, in Innenhöfen oder Parkanlage, im Zentrum und am Stadtrand. Koordination ist gefragt, denn ob‘s den Film im dritten oder 16. Bezirk spielt, beeinflusst klarerweise die Anfahrtszeit. Sollte es sich organisatorisch dafür stehen, empfehlen wir davor einen kühles Bier im Café Dezentral am idyllischen Ilgplatz im zweiten Bezirk. Wer die Flüssignahrung erst nach dem Kino einnehmen will, dem sei gesagt: Sperrstund is‘ um Mitternacht.
Programm des Volxkinos unter: volxkino.at
Café Dezentral, Ilgplatz 5, 1020 Wien
25 Euro
Prater-Party á la Europa
Ja, wir wissen es: Den Prater kennt schon jeder. Aber samma uns ehrlich, der Prater-Flair gehört bei einem Wienbesuch – und zu Österreich – einfach dazu. Irgendeine Attraktion, die sich dazu eignet, ein begehrtes Adrenalin-Level zu erreichen, findet sich immer. Im unteren Drittel der Skala bewegt man sich zum Beispiel nach einem Ritt auf dem Kettenkarussell am Wiener Prater Turm: 117 Meter Höhe, Blick über Wien, fünf Euro pro Person. Zurück auf den Boden und in die globalisierte Welt findet man im Café Europa bei einem Apérol Spritz (5,60 Euro).
Kettenkarussell am Prater Turm, Wiener Prater 59, 1010 Wien
Café Europa, Zollergasse 8, 1070 Wien
Im Café Europa
Golf und Tradition
Minigolf ist Golf für arme Leute, aber mit den wasserverschlingenden Pseudo-Oasen der Reichen will doch eh kein sozialfähiger Mensch etwas zu tun haben. Deswegen ab zu einem Minigolf-Platz, zum Beispiel in die Anlage „Minigolf Baumgarten“. Dort kostet eine Runde mit 18 Löchern und individuellem Frustrationsausmaß je vier Euro. Wem die simple Karte im dortigen Buffet nicht genügt, der steige in den Bus und genieße beim Heurigen Leitner den Blick über die ganze Stadt. Das Verschmähen des Buffets kostet einen dann halt etwas Fahrtzeit.
Minigolf Baumgarten, Müller-Guttenbrunn-Straße 37, 1140 Wien
Weinbau Leitner, Sprengersteig 68, 1160 Wien
45 Euro
Vintage Theater
Ein trendiges Theater mit Raum für Gesellschaftskritik und auch mal schräge Inszenierungen, findet sich mit dem Werk X in Meidling. Das ehemalige Fabrikgelände der „Kabel- und Drahtwerke AG“ sorgte bisher für rustikales Industrial-Feeling. Über den Sommer werden die Spielstätten in Meidling und am Petersplatz neu aufgestellt und zum „Stadttheater“ verwandelt – Ausgang ungewiss. Urig wird’s nach einer Vorstellung aber auf jeden Fall im Weinhaus Pfandler („Zu den seligen Affen“). Unbezahlbar: das Retro-Interieur inklusive Holzvertäfelung und knartschenden Parkettböden, herübergerettet aus den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrtausends.
Werk X, Oswaldgasse 35A, 1120 Wien
Weinhaus Pfandler, Dörfelstraße 3A, 1120 Wien
Jazz und Steckerlfisch
Wem zu „Jazz“ nur „Fahrstuhlmusik“ einfällt, der hat keine Ahnung von Musik und sollte das dringend ändern. Zum Beispiel im ZWE, einem legendären Jazz-Lokal in Wien, Leopoldstadt. Ob Konzert oder Jam-Session, ein Besuch lohnt sich immer, für den akustische Genuss und für das intellektuelle Selbstbewusstsein überhaupt. Nach einem 20-minütigen Spaziergang entlang des umtriebigen Donaukanals landet man auch schon bei der Hafenkneipe. Bei Steckerlfisch und Bio-Limo lässt sich mit ein bisschen Glück noch einem Straßenmusiker lauschen.
Jazz-Lokal ZWE, Floßgasse 4, 1020 Wien
Hafenkneipe, Untere Donaustraße, 1200 Wien
65 Euro
Pakistanisch und Theater
Der Deewan hat das schon geschickt gemacht, obwohl lang nicht klar war, ob er‘s schaffen wird. Iss so viel vom pakistanischen Buffet, wie du willst, und vor allem: zahl so viel du willst. Danach eignet sich ein kleiner Spaziergang zum Auslüften der Curry-Kleidung und schon steht man vorm Kosmos Theater – divers, barrierefrei, manchmal woke, meistens erfrischend unberechenbar. Karten kosten in der Regel 20 Euro, was heißt: Wenn‘s den Deewan noch länger geben soll, lieber eine kleine Portion.
Kosmos Theater, Siebensterngasse 24, 1070 Wien
Der Wiener Deewan, Liechtensteinstraße 10, 1090 Wien
Theater Kosmos
Pferde und Sichuan
Mit den Pferderennen ist es ja ein bisschen wie mit dem Golf, nur dass man statt der Umwelt das Tierwohl beklagen kann. Moralisches Fernbleiben in allen Ehren, wer das Spektakel aber doch mal live erleben will, dem sei ein Besuch der Trabrennbahn in der Krieau ans Herz gelegt. Logenplätze sind für zwölf Euro zu erstehen. Das idealerweise aufgebesserte Budget lässt einen danach auch eine längere Öffi-Fahrzeit verzeihen. Schließlich geht‘s in die Feine Sichuan Küche, mit Spezialitäten á la geschmortem Schweineherz auf der Karte, aber auch Klassikern wie Gyoza und Hotpot – dem chinesischen All-you-can-eat-Fondue.
Trabrennbahn Krieau, Krieau 245, 1020 Wien
Feine Sichuan Küche, Kettenbrückengasse 13, 1050 Wien
85 Euro
Freiluft und Cocktail
Tretboot fahren klingt nach Sommerfrische in den 1970ern, erlebt aber ein trendiges Revival. Eine Stunde die alte Donau runterplätschern und nach unten treten kann man für 24 Euro, ein Speedboat ist für 36 Euro zu haben. Maximal vier Personen können sich die Action geben und danach bei einem Cocktail in der „Bestens“ Bar das Abenteuer verarbeiten. Bei Cosmopolitan, Margarita oder Mai Tai lässt sich auch der (Muskel-)Kater für den nächsten Tag gut vorbereiten.
Booteria Bootsvermietung, Große Donaubühne, 1220 Wien
„Bestens“ Cocktailbar, Burggasse 23, 1070 Wien
Bestens Bar
Oper und Intercontinental
Die Wiener Staatsoper ist sowohl architektonisch als auch musikalisch ein einzigartiger Genuss, der zu oft als „unleistbar“ nicht bei der Freizeitplanung in Betracht gezogen wird. Ein bis zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn werden aber Tickets für die über 400 Stehplätze um 18 Euro verschachert. Nach der Steh-Oper wird’s wohl erstmal nötig sein, zu sitzen. Bestens eignen sich dafür die Barhocker in den glamourösen Räumlichkeiten der Bar des Intercontinental Hotels. Die exklusive Getränke-Karte sorgt dafür, dass man auch so schnell nicht wieder wegkommt.
Wiener Staatsoper, Opernring 2, 1010 Wien
Intermezzo Bar des Hotel Intercontinental Wien, Johannesgassse 28, 1030 Wien