Faire Vorsorge

Die fair-finance Vorsorgekasse ist angetreten, eine nachhaltige Betriebliche Vorsorge anzubieten. Das Konzept ist vielversprechend und mehrfach ausgezeichnet.
Von Sarah Kleiner

Seit 20 Jahren gibt es mittlerweile die Abfertigung neu, die unter der schwarz-blauen Regierung der Nullerjahre eingeführt wurde und das alte Modell ersetzt. Seit Jänner 2003 müssen Arbeitgeber 1,53 Prozent des Bruttoeinkommens ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine der acht Vorsorgekassen einbezahlen. Seit Jänner 2008 werden auch die rund 500.000 selbständigen Erwerbstätigen, freien Dienstnehmer, Freiberufler und Land- und Forstwirte in das System miteinbezogen. Bis heute sind in Österreich so rund 998.000 Beitrittsverträge zwischen Betrieblichen Vorsorgekassen und Unternehmen abgeschlossen worden. Das von diesen Kassen verwaltete Vermögen betrug gegen Ende des Vorjahrs 16,6 Milliarden Euro und kann damit ein bemerkbarer Hebel hin zu einem Finanzmarkt sein, der positive soziale und ökologische Entwicklungen begünstigt.


Eine der acht Kassen, die schon seit ihrer Gründung großen Wert auf ein nachhaltiges Portfolio legt, ist die fair-finance Vorsorgekasse AG. Laut eigenen Angaben verwaltet die Abfertigungskasse heute etwa 900 Millionen Euro an Vermögen von 500.000 Anwartschaftsberechtigten. Zum Vergleich: Die größte, die VBV-Vorsorgekasse, verwaltet etwa 5,5 Milliarden Euro. Es handelt sich also um einen kleineren Anbieter, der transparent und authentisch nachhaltige Finanzdienstleistungen anbietet. Das Kapital wird gemäß einer intern entwickelten Nachhaltigen Veranlagungsrichtlinie treuhändig verwaltet und soll unter Berücksichtigung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN sinnstiftend für Gesellschaft und Umwelt eingesetzt werden.


Die Kasse ist eine 100-prozentige Tochter der Sinnova Gruppe und wurde 2010 neben anderen vom Unternehmer Markus Zeilinger, der GLS Bank und der Concordia Versicherung in Wien gegründet. Letztere halten je zehn Prozent an der Sinnova Holding, 80 Prozent befinden sich im Eigentum von 16 Privatpersonen rund um den Gründer und Vorstandsvorsitzenden Zeilinger. Dieser war zuvor bei der Winterthur Gruppe für den Aufbau einer Pensionskasse zuständig, danach Vorstand der Winterthur Versicherung Österreich. Diese „Zwischenschritte und Abzweigungen in die konventionelle Finanzwelt”, wie er sie nennt, hat er mit Gründung der fair-finance beendet. Seit 2008 bereitete er ihren Markteinstieg vor, nach zweijähriger und umfassender Prüfung wurde ihr die Bankkonzession erteilt.

Besondere Merkmale
Hinsichtlich struktureller Prozesse wurde bei der Vorsorgekasse ein Fokus auf Mitsprachemöglichkeiten für Kundinnen und Kunden gelegt. Hierfür wurde zum Beispiel ein Kundenbeirat eingerichtet, der ein Vorschlagsrecht zur Nominierung eines Mitglieds im Aufsichtsrat besitzt. Dort hat wiederum der Vorsitzende des Kundenbeirats ein Gastrecht. Außerdem soll der Kundenbeirat als Kontrollorgan fungieren. Seine zentrale Tätigkeit ist die Entwicklung und Fortschreibung der Nachhaltigen Veranlagungsrichtlinie, die zuletzt 2021 in Abstimmung mit der Ratingagentur „TVG The Value Group“ adaptiert wurde.

In einem ersten Schritt werden Investitionsmöglichkeiten dahingehend überprüft, inwieweit sie gegen die definierten Ausschluss- bzw. Negativkriterien verstoßen. Sind kontroverse Geschäftsfelder oder Geschäftspraktiken betroffen, ist eine Investition nicht zulässig. Im zweiten Schritt werden jene Investitionsmöglichkeiten anhand von Positivkriterien (nach dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz) ausgewählt, die einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leisten. Seit 2021 wird ein eigenes ESG-Scoring angewendet. Dafür wurden über 200 Subkriterien definiert, von den Mitgliedern des Kundenbeirats gewichtet und über eine Zwischenebene zu Hauptkriterien zusammengefasst. Die Hauptkriterien E/S/G werden laut aktueller Fassung der Richtlinie im Verhältnis 30/50/20 gehandhabt, was zu einer stärkeren Gewichtung sozialer Aspekte führt.

Das Veranlagungsportfolio (zusammengefasst im „fair-finance Masterfonds“) ist mit dem Umweltzeichen zertifiziert. Knapp 40 Prozent der Assets sind sogenannte Impact-investments. Die Bereiche nachhaltige Immobilien, Mikrofinanz, Themenfonds und nachhaltiges Private Debt und Private Equity werden als Assetklassen ausgebaut. Im Immobilienbereich ist die fair-finance eine strategische Mehrheitsbeteiligung an der KlimaGut Immobilien AG in Berlin eingegangen. Mit dem „real estate sustainable fund“, dem „fair-finance bond“ oder auch dem „fair-finance equity global“ sind mehrere Publikumsfonds gemäß Umweltzeichen-Richtlinie „UZ 49 – Nachhaltige Finanzprodukte“ mit dem österreichischen Umweltzeichen versehen.

Die erzielten Ergebnisse des Portfolios sind im Zehnjahresschnitt 2011 bis 2021 die besten der Peer Group und lagen mit über drei Prozent klar über den Werten der anderen Vorsorgekassen. 2022 verzeichneten alle österreichischen Vorsorgekassen ein Minus, seit Jänner sei man allerdings wieder im Plus, heißt es von fair-finance. Eine Besonderheit für Kundinnen und Kunden ist die Mindestzinsgarantie, die wie eine Kapitalgarantie funktioniert (Anwendung bei Auszahlung) und auf Nettobeträge wirkt. Die Höhe dieses garantierten Zinses wird jährlich vom Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats festgelegt und liegt aktuell bei 0,5 Prozent.

Mehrere Auszeichnungen
Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) ging die Vorsorgekasse als Testsieger der Betrieblichen Vorsorgekassen hervor. Vom Finanzmagazin „Börsianer” wurde sie als „nachhaltigste österreichische Vorsorgekasse 2022“ ausgezeichnet. Bei der Nachhaltigkeitsprüfung der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) wurde die fair-finance vergangenes Jahr mit Gold ausgezeichnet, gemeinsam mit sechs anderen der insgesamt acht Vorsorgekassen in Österreich. Vor über zehn Jahren, als die Vorsorgekasse ihre Tätigkeit aufnahm, gab es nur eine einzige, die das Gold-Zertifikat erhielt. Zeilinger und Partner waren rückblickend eindeutig ein Motor für das Angebot nachhaltiger Vorsorge in Österreich und sind das bis heute. 


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