Filme

Foto: Souleymanes Geschichte, Regie: Boris Lojkine, F 2024, 93 Minuten (im Kino)

How to be Normal and the Oddness of the Other World

Eröffnung „Diagonale“ 2025

27. März 2025, 19:30 Uhr, Helmut List Halle, Graz

Die „Diagonale“ eröffnet dieses Jahr mit der Österreichpremiere von Florian Pochlatkos Langfilmdebüt „How to Be Normal and the Oddness of the Other World“: Luisa-Céline Gaffron spielt herausragend die Mitte 20-jährige Pia, für die sowohl die Welt als auch ihr eigener Kopf eine einzige Katastrophe darstellen. Eben aus der Psychiatrie entlassen, muss sie zwischen Eltern, Exfreund und anderen Dämonen navigieren. Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Realität, so sagt man, aber Pia lebt in vielen. Ein fulminantes Debüt, das einer großen Wunschmaschine gleicht, eine infernalische Komödie und ein Tor zu unserer Gegenwart, dieser Zeit voller Monster. Am Ende steht mit einem Zitat des großen David Lynch aber ein Hoffnungsschimmer, die Zukunft könnte also doch strahlend sein …

Wir verlosen 2×2 Karten
How to be Normal and the
Oddness of the Other World

19:30 Uhr, Helmut List Halle, Graz

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Einsendeschluss ist der 24. März 2025
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Heldin

Floria Lind (Leonie Benesch) tritt ihre Spätschicht an. Sie ist eine Pflegefachkraft auf der chirurgischen Ebene eines Schweizer Kantonsspitals. Schichtübergabe, ein kurzes Briefing, eine Kollegin fällt aus. Nur Floria und ihre Kollegin Bea (Sonja Riesen) sind für eine ganze Station zuständig, eine unerfahrene Studentin soll zusätzlich betreut werden. Die Überlastung kündigt sich bereits an.
Die Schweizer Autorin und Regisseurin Petra Volpe („Die göttliche Ordnung“) verpackt das Thema Pflegenotstand in ein rastloses Drama. In langen Plansequenzen folgt die mobile Handkamera Floria auf ihrer Runde, die von Zimmer zu Zimmer mehr in Verzug gerät. Ein krebskranker Patient wartet auf sein Arztgespräch, eine verwirrte Seniorin beruhigt sich nicht mehr. Dazwischen schikaniert ein arroganter Geschäftsmann und Privatpatient Floria wegen Lappalien. Das Telefon klingelt durchgehend. Trotz der Hektik ist Floria bemüht. Eine Berührung hier, ein Lächeln dort – sie versucht stets den Menschen hinter der Krankenakte zu sehen. Sie bleibt professionell, doch die Schicht droht aus dem Ruder zu laufen. Welches Schmerzmittel? Welche Dosis? Ein falscher Handgriff könnte im Stress fatale Folgen haben. Leonie Benesch spielt ihre „Heldin“ mit viel Empathie und macht den ganz normalen Wahnsinn in der Pflege deutlich sicht- und spürbar. (Martin Nguyen)

Regie: Petra Volpe, CH/D 2024, 92 Minuten (im Kino)


Souleymanes Geschichte
(OT: L’histoire de Souleymane)

Der junge Guineer Souleymane (beeindruckend: Laiendarsteller Abou Sangaré) hat einen Traum. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft hat er die gefährliche Reise durch die Wüste Richtung Europa auf sich genommen. Nun rast er als Essenskurier mit seinem Fahrrad durch die überfüllten Straßen von Paris. Als Asylwerber darf er nicht arbeiten, mit einem illegal gemieteten Benutzerkonto eines Lieferanten tut er es trotzdem. In wenigen Tagen steht sein Interview beim Migrationsamt an – darf er bleiben oder muss er gehen? Auf seinen Fahrten versucht Souleymane seine „Geschichte“ als politischer Flüchtling zu memorieren, die ihm ein windiger Asylberater mit den notwendigen Dokumenten verkauft hat. So tragisch die Armut und die Verantwortung für seine psychisch kranke Mutter in Guinea auch sind – es sind keine berechtigten Gründe für Asyl.
Es ist ein ungeschönter, genauer Blick auf die harte Realität undokumentierter Migranten und Migrantinnen, den der französische Regisseur Boris Lojkine liefert. Eine Spirale der Ausbeutung, gepaart mit der ständigen Gefahr aufzufliegen. In der Notunterkunft kommt Souleymane nicht zur Ruhe. Die Sorge um seine kranke Mutter beschäftigt ihn, seine Freundin in Guinea wartet. Wie lange noch? Beim Filmfestival in Cannes wurde Sangaré mit dem Preis als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Die Realität holte den Film bald ein: Nach mehrfachen Ablehnungen erhielt Sangaré schließlich ein einjähriges Arbeitsvisum. Als Mechaniker.
(Martin Nguyen)

Regie: Boris Lojkine, F 2024, 93 Minuten (im Kino)


Ein Tag ohne Frauen

Was passiert, wenn Frauen ihre Arbeit niederlegen? 1975 beschließen 90 Prozent der Isländerinnen zu streiken. Um auch alle Bäuerinnen, Hausfrauen und Arbeitnehmerinnen dafür zu motivieren, entscheiden sich die Aktivistinnen für eine mildere Formulierung: „den Tag freinehmen“. Denn das in der Werbung propagierte Rollenbild der glücklichen Hausfrau, die sich über ihr Eigenheim und ihre Waschmaschine freut, wird den Forderungen längst nicht mehr gerecht.
Wie dieser „lange Freitag“ – wie ihn die Männer nannten – entstand, erzählt der Dokumentarfilm „Ein Tag ohne Frauen“ von Pamela Hogan und Hrafnhildur Gunnarsdóttir. Er vereint eine breite Sammlung von Interviews, bebildert mit TV-Archivmaterial und Animationen und zeichnet nach, wie die sogenannte „Rotstrumpfbewegung“ Gehör und Sichtbarkeit gegen Widerstände erlangte. Zu Lande, zu Wasser oder in der Luft – überall legten Frauen ihre Arbeit nieder. Förderbänder standen still, auf hoher See verweigerten Matrosinnen den Küchendienst und die Flieger der staatlichen Fluglinien blieben am Boden.
Eine Wut, die sich in Solidarität und ein mächtiges Wir-Gefühl ergoss und tatsächlich zu tiefgreifenden Änderungen in Island führte: Das Land gilt in der Gleichstellung der Geschlechter als führend. Und doch kämpfen die Isländerinnen bis heute für eine gänzliche Gleichberechtigung. (Martin Nguyen)

Regie: Pamela Hogan, Hrafnhildur Gunnarsdóttir, ISL/USA 2024, 71 Minuten (Im Kino)


Screening + Gespräch

Franz West (1947 – 2012, Wien) zählt zu den wichtigsten Protagonistinnen und Protagonisten der österreichischen Kunstgeschichte. Auf humorvolle und auch provokative Weise wusste er sowohl den klassischen Kanon als auch seine strikte Abgrenzung der Medien zu unterwandern; seine Bewegtbildarbeiten sind allerdings kaum bekannt.
Ab den 1980er Jahren und in enger Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie u. a. Bernhard Riff, Friedl vom Gröller (damals: Bondy) und Peter Weibel, beginnt er zudem mit dem Medium Video zu arbeiten. Einzelne Aufnahmen werden zu Versatzstücken, die er teils in unterschiedlichen Kombinationen wieder aufgreift und remontiert. Im Blickle Kino werden die früheste und späteste Bewegtbildarbeit von West vorgeführt.

Filmprogramm:
Studien zu Ernster Musik (1986-88),
55:45 Minuten
The Toilets – Indoors (1995/2000),
5:49 Minuten

In Kooperation mit Franz West Privatstiftung

  1. April 2025, ab 18:30 Uhr
    Blickle Kino, Belvedere 21, Wien
    belvedere.at/belvedere-21

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