Film



Die perfekte Ehefrau
(OT: La bonne épouse)

Kino

Frankreich, 1968: Wo lernen junge Frauen, die „perfekte Ehefrau“ zu werden? Natürlich in der Haushaltsschule Van der Beck! Paulette (Juliette Binoche) leitet zusammen mit ihrer Schwägerin und einer rabiaten Nonne unbedarfte Mädchen an, zum Traum zukünftiger Ehemänner zu werden. Denn glückliche Familien bedeuten eine glückliche Gesellschaft. Am Lehrplan stehen Haushalt und Ehepflichten, die Finanzen bleiben jedoch in Männerhand. Als Gatte Van der Beck das Zeitliche segnet, erweist sich das als fatal: Das Schulbudget wurde mit Pferdewetten verzockt, das Institut steht vor dem Ruin. Obendrein weht der Wind der Revolution aus Paris feministische Ideen in die Provinz, die bei den aufmüpfigen Teenagern wohlwollend aufgenommen werden.
Der Hit an den französischen Kinokassen lebt von einer mitreißenden Binoche, die die Wandlung von der liebevoll überzeichneten Direktorin und pflichtbewussten Ehefrau zur weiblichen Selbstermächtigung (allzu schnell) vollzieht. Eine luftige Sommerkomödie mit einem Hauch Feminismus!
(Martin Nguyen)

Regie: Martin Provost
F/B 2020, 109 Minuten

Filmstill: Panda Lichtspiele



Dream Horse
Kino

Tief in den walisischen Valleys erzählt man sich ein Märchen: Jan (mitreißend: Toni Colette) langweilt sich untertags im Supermarktjob, am Abend hilft sie hinter der Dorfbar aus, wo der Buchhalter Howard (Damian Lewis) mit Anekdoten von der Pferderennbahn prahlt. Mit einer durch Tauben- und Kaninchenzucht gestählten Wettbewerbsader, lässt Jan der Gedanke an ein eigenes Rennpferd nicht mehr los. Ohne Erfahrung und Finanzen überredet sie Howard dazu ein Syndikat zu gründen, das sich die Kosten für ein Pferd teilt. Aus dem irrwitzigen Projekt, das die Nachbarschaft aus ihrer Lethargie reißt, wird in einem beschaulichen Kleingarten in Wales tatsächlich das Rennpferd „Dream Alliance“ geboren.
Das auf wahren Begebenheiten basierende Feel-Good-Movie ist herzerwärmende Unterhaltung bester britischer Art, das Inselhumor mit sanfter Gesellschaftskritik vereint. Ein Pferd als Symbol der Hoffnung, das der arbeits-, freud- und gemeinschaftslosen Truppe von Dorfbewohner und -bewohnerinnen ihren lang vermissten Lebenssinn zurückgibt. (Martin Nguyen)

Regie: Euros Lyn
GB/USA 2020, 114 Minuten

Filmstill: Kerry Brown



Morgen gehört uns
(OT: Demain est à nous)

Kino

Kinder verändern die Welt: José Adolfo, Arthur, Aïssatou, Heena, Peter, Kevin und Jocelyn leben mehr in Armut als in Wohlstand über den Globus verteilt und kämpfen für ihre Überzeugungen und für eine bessere Zukunft. Der Dokumentarfilm „Morgen gehört uns“ porträtiert die allesamt 10- bis 13-Jährigen etwa bei der Gründung einer Kinderbank, deren Währung Müll ist, oder begleitet hautnah den Straßenkampf gegen Kinderehen.
Die Zahl der Kinder und der Schnitte ermöglichen keinen wirklichen Tiefgang, doch beeindruckend ist, wie viel Empathie und Charakterstärke diese neue Generation an den Tag legt. Arthur malt Bilder, dessen Verkaufserlöse den Obdachlosen in seiner französischen Heimatgemeinde zugutekommen, Heena sammelt als Reporterin in den Straßen Neu-Delhis die bedrückenden Geschichten von Kinderarbeit. Denn was sie ebenso eint, ist der erschwerende Umstand, dass Wenige an ihre Stärke und Einfluss glauben. Kinder haben etwas zu sagen, jetzt beginnt man ihnen auch zu zuhören.
(Martin Nguyen)

Regie: Gilles de Maistre
F 2019, 84 Minuten

Filmstill: Filmladen


Alles außer gewöhnlich
(OT: Hors normes)

VOD

Wenn in Paris autistische Kinder keinen Betreuungsplatz mehr im System finden, stehen Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb) mit ihrem klapprigen Bus vor der Tür. Die zwei sind Motor und Herz eines Vereins, der sich um autistische Jugendliche kümmert und ihre Betreuer aus den Pariser Brennpunkten rekrutiert. Chronischer Geldmangel und ein Beamtenpärchen des Gesundheitsinspektorats, das ihnen aufgrund ihrer unkonventionellen Methoden im Nacken sitzt, erschweren zudem ihre tägliche Arbeit, die stets an der Überforderung schrammt.
Diversität und Inklusion sind im Film zentrale Themen und zugleich selbstverständlicher Teil des Daseins (Bruno ist Jude, Malik praktizierender Muslim, beide Charaktere basieren auf realen Vorbildern), die die Vielfalt der Gesellschaft reflektieren. Eine temporeiche Sozialkomödie mit Charme und Herz, die Leichtigkeit mit Empathie vereint. (Martin Nguyen)

Regie: Éric Toledano und Olivier Nakache
F 2019, 113 Minuten
Filmstill: Prokino




Ecofeminism, landscape, and history
9. September 2021, 19 – 22.30 Uhr,
Belvedere 21, Arsenalstraße 1, 1030 Wien

Mit einer Performance / einem Workshop der Künstlerin Katrin Hornek (Wien) und einem Screening des Films „Domovine“ (SRB 2020) von Jelena Maksimović (Belgrad). Danach folgt ein Gespräch der beiden Künstlerinnen mit der Kulturwissenschaftlerin und Ökonomin Anamarija Batista (Wien).
In englischer Sprache
Treffpunkt: Skulpturengarten des Belvedere 21. Dieser ist barrierefrei zugänglich.
belvedere.at

Filmstill: Jelena Maksimović, Domovine, 2020


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