Green Invesments
Klimawirkung von Nachhaltigkeitsfonds
Eine aktuelle Analyse des Vereins für Konsumenteninformation ergab, dass Fonds, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind, eine um 72 Prozent geringere klimaschädliche Wirkung haben als konventionelle Fonds. Von Raphael Fink
Das seit 2004 bestehende Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte ist vom heimischen Fondsmarkt nicht mehr wegzudenken. Bereits zwölf Prozent des österreichischen Fondsvermögens waren 2021 laut Finanzmarktaufsicht (FMA) nach der Richtlinie des staatlichen Gütesiegels veranlagt – insgesamt gibt es aktuell knapp 200 zertifizierte Fonds. Das Österreichische Umweltzeichen setzt transparent einsehbare Kriterien und legt unter anderem durch Ausschlusskriterien im Bereich Umwelt und Soziales fest, in welche Aktivitäten nicht investiert werden darf. Fossile Brennstoffe, Nuklearenergie, Gentechnik oder Rüstung? Fehlanzeige. Infolge des Anspruchsniveaus der Kriterien darf das staatliche Gütesiegel im Finanzbereich jedenfalls als glaubwürdige Orientierungshilfe für Konsumentinnen und Konsumenten gelten.
Geringerer Carbon „Footprint“ von Umweltzeichenfonds
Bisher blieb aber die Frage offen, was das Österreichische Umweltzeichen beim Thema nachhaltige Geldanlage konkret bewirkt. Welchen Beitrag können nachhaltige Fonds etwa für den Klimaschutz leisten? Eine aktuelle Analyse des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) zeigt nun: Nachhaltige Veranlagung wirkt. Dafür hat der VKI 53 mit dem Umweltzeichen zertifizierte Aktienfonds betrachtet, die insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro verwalten. Für die Untersuchung wurde der jeweilige relative Carbon „Footprint“ der Fonds berechnet, indem die Treibhausgasemissionen eines jeden Unternehmens im Portfolio anteilig herangezogen und – zwecks Vergleichbarkeit verschiedener Fonds – auf die jeweilig veranlagten Gelder normiert wurden.
Umweltzeichen-Aktienfonds weisen demnach einen durchschnittlichen Carbon „Footprint“ von 16,2 Kilogramm Treibhausgasen pro investierten Euro auf. Zur Einordnung des Ergebnisses dient ein Vergleich, für den der Carbon „Footprint“ von 15 konventionellen Aktienfonds sowie 15 Nachhaltigkeitsfonds ohne das Umweltzeichen berechnet wurde.
Im Durchschnitt fallen bei konventionellen Aktienfonds 57,2 Kilogramm Treibhausgase pro investierten Euro an. Konventionelle Fonds, die keine Nachhaltigkeitskriterien bei der Veranlagung der investierten Gelder berücksichtigen, haben somit einen mehr als dreimal so großen Carbon „Footprint“ wie Umweltzeichenfonds, bei denen Gelder nachhaltig veranlagt werden. Anders ausgedrückt: Umweltzeichenfonds verursachen nur 28 Prozent der Treibhausgase von konventionellen Aktienfonds.
Dieses Ergebnis wurde mittels statistischer Signifikanztests auf Zufälligkeit geprüft. Resultat: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist ein solcher Unterschied zwischen konventionellen und Umweltzeichen-Aktienfonds nicht zufällig, sondern Effekt der nachhaltigen Anlagestrategie. Die Umweltzeichenfonds wurden auch mit 15 Nachhaltigkeitsfonds ohne Umweltzeichen, aber tendenziell hoher Nachhaltigkeitsbewertung verglichen. Das Ergebnis: hier konnte kein Unterschied bei der Klimawirkung zwischen Fonds mit oder ohne Umweltzeichen ausgemacht werden.
Fazit: Nachhaltige Veranlagung macht Sinn.Die pauschale Anschuldigung, nachhaltige Fonds seien bloß ein „Marketingschmäh“ oder gar „Greenwashing“ ist also nicht haltbar. Das Umweltzeichen kann garantieren, dass neben geringerer Klimawirkung auch positive Effekte auf andere Nachhaltigkeitsaspekte nicht zu kurz kommen. Manche Ausschlusskriterien, zum Beispiel im Bereich Rüstung oder Gentechnik, sind ebenfalls ausschlaggebend für Konsumentinnen und Konsumenten, dasselbe gilt für Transparenzkriterien.
Der Vorwurf mangelnder Wirkung im Bereich der Nachhaltigkeit kann also empirisch zurückgewiesen werden: Glaubwürdige Nachhaltigkeitsfonds, wie jene mit Österreichischem Umweltzeichen, leisten im Kampf gegen die Klimakrise einen wichtigen Beitrag. Die Finanzwirtschaft ist ein wichtiger Hebel im Kampf gegen die Klimakrise – daher macht glaubwürdig nachhaltige Veranlagung aus Konsumentenperspektive großen Sinn.
Mag. Raphael Fink ist nach zweieinhalbjähriger Tätigkeit bei der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 seit 2018 im Umweltzeichenteam des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) tätig, das im Auftrag des Klimaschutzministeriums (BMK) das Österreichische und das Europäische Umweltzeichen inhaltlich und administrativ betreut. Zudem ist er an der inhaltlichen Entwicklung des europäischen Umweltzeichens (EU Ecolabel) im Bereich Nachhaltige Finanzprodukte beteiligt und Mitglied des European Ecolabelling Board (EUEB), einem der Europäischen Kommission zur Seite stehenden Gremium für alle Anliegen zum EU Ecolabel.