Green Investments

Wie „grün“ sind Österreichs grüne Start-ups wirklich?

Von Jürgen Wahl. Wahl & Partner

Dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist, ist unumstritten. Nicht nur die Politik muss hier reagieren und setzt dafür die gesetzlichen wie finanziellen Rahmenbedingungen, auch die heimische Start-up-Szene ist in Sachen Klimaschutz aktiv geworden.
Das bestätigt der kürzlich erschienene Austrian Start-up Monitor 2020. Es ist durchaus beeindruckend, dass sich fast zwei Drittel der Jungunternehmen mit der Lösung von Umweltproblemen befassen: Start-ups sind ein Schlüsselfaktor für eine dynamische Volkswirtschaft und gelten als Indikator und Innovationspool zur Lösung aktueller Herausforderungen. Für knapp 30 % der Start-ups, sogenannte Green Impact Start-ups, stellt die Erreichung von ökologischen Zie-len – sei es nachhaltigerer Konsum oder eine umweltverträglichere Produktion – das Hauptmotiv ihrer Gründung dar.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass erstmalig erhoben wurde, welchen Einfluss das Geschlecht der GründerInnen auf die Verfolgung sozialer und ökologischer Ziele hat. Spannend ist, dass Frauen viel häufiger ökologische oder soziale Ziele als Hauptmotiv ihrer Unternehmensgründung verfolgten.Leider werden in Österreich derzeit nur 18 % aller Start-ups von Frauen gegründet.
Wenn es um das Thema Berichterstattung geht, zeichnet der Report ein ernüchterndes Bild. Über 50 % aller Green Impact Start-Ups und mehr als 87 % aller Green Business Start-ups verzichten komplett auf ein Umweltreporting. Diese mangelnde Transparenz ist leider Nährboden für Green Washing.

Doch das Thema Green Tech Investing wird zunehmend von privaten Investoren und institutionellen Kapitalgebern (wieder)entdeckt. Der in Wien ansässige Venture Capital Fund Speedinvest hat mit dem schwedischen Partner Creandum in einer Recherche und einem gleichzeitigen Registrierungsaufruf über 1.100 „Climate Tech Start-ups“ innerhalb weniger Wochen in einer öffentlich zugänglichen Datenbank gespeichert. Gemäß den acht Kategorien des „European Green Deals“ wurde eine „Europäischen Climate Tech Landscape“ gegliedert (www.speedinvest.com/blog/europes-leadership-in-climate-tech). Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken. Ziel ist es, die cleversten Teams mit den wachstumsstärksten Lösungen ins Finanzierungsradar aufzunehmen.
So erfreulich das steigende Engagement der Jungunternehmen sowie der Kapitalgeber zur Bekämpfung der Umweltprobleme ist, den Nachweis über den Beitrag zur jeweiligen Problembewältigung gilt es noch transparenter darzustellen. Der Grund für das mangelnde Reporting liegt an fehlenden internationalen Standards und Richtlinien, wie sie für börsennotierte Unternehmen seit mehreren Jahren bereits vorhanden sind. Um für mehr Transparenz zu sorgen, könnten Investoren eine Berichts- und Veröffentlichungspflicht über den Problemlösungsumfang als Investitionsbedingung in die Finanzierungsverträge mit aufnehmen. Start-ups könnten neben der wirtschaftlichen Beurteilung auch ihren Beitrag zur Bewältigung des jeweiligen Umweltproblems vorab prüfen.


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