Green Investments

Sparen in grün
Grüne Spar- und Giroprodukte

Von Katharina Muner-Sammer

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind nicht zuletzt durch die aktuellen Wetterkapriolen, das Pariser Klimaschutzabkommen und die Bemühungen von Aktivisten und Aktivistinnen wie Greta Thunberg in den Medien und bei uns allen angekommen. Mittlerweile ist auch weitgehend bekannt, dass im Supermarkt neben konventionellen Produkten auch Lebensmittel in Bio-Qualität mit Bio-Label erhältlich sind. Im Grunde gibt es für fast alle Produkte und Dienstleistungen im täglichen Bedarf eine nachhaltigere Version. Bei der Geldveranlagung ist dieses Wissen noch nicht so stark durchgedrungen. Aber in den letzten Jahren hat sich hier viel getan, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite.

Trotz niedriger Zinsen sind Spar- und Giroprodukte nach wie vor die beliebteste Veranlagungsform der Österreicherinnen und Österreicher. Laut einer Studie des Zahlungsanbieters Klarna vom Vorjahr nutzen mehr als die Hälfte, konkret 56 Prozent der Bevölkerung, zum Sparen entweder das Sparbuch (41 Prozent) oder dessen digitale Version, das Sparkonto (15 Prozent). Vor allem bei jungen Menschen unter 24 Jahren zählt das Sparbuch zur häufigsten Form der Geldan­lage.

Eine nachhaltige Version von Spar- und Giroprodukten sieht dabei folgendermaßen aus: während man bei einem konventionellen Spar- und Giroprodukt keine Ahnung hat, was mit der Geldeinlage konkret passiert, erfolgt bei der nachhaltigen Variante die Weiterverwendung (Kreditvergabe) der Einlagen nach ökologischen und sozialen Kriterien. Weitere Qualitätsmerkmerkmale von nachhaltigen Spar- und Giroprodukten sind ein eigener Rechnungskreislauf, das heißt eine Gegenüberstellung der Einlagen und Kredite und eine transparente Berichterstattung.

Um die Einhaltung dieser Qualitätsmerkmale zu garantieren und Greenwashing zu vermeiden, gibt es auch in diesem Bereich Nachhaltigkeitslabels. Das Österreichische Umweltzeichen mit dem bekannten Hundertwasser-Logo zeichnet seit 2004 Finanzprodukte und seit 2020 nachhaltige Spar- und Giroprodukte, sowie „Green Bonds“ aus. Träger dieser Initiative ist das Klimaschutzministerium, mit der Abwicklung ist der Verein für Konsumenteninformation (VKI) betraut. Es ist das älteste nachhaltige Finanzlabel Europas und adaptiert alle vier Jahre im Rahmen eines Stakeholderdialogs seine Kriterien. Ende dieses Jahres soll es auch ein „EU-Ecolabel“ unter anderem für Spar- und Giroprodukte geben, welches sich an der EU-Taxonomie, also den Kriterien für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, orientiert.

In Österreich liegen laut dem aktuellen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen die nachhaltig verwalteten Kunden- und Eigenanlagen bei 859 Millionen Euro für das Jahr 2020. Das ist angesichts der Beliebtheit dieser Sparform vergleichsweise gering, laut der Österreichischen Nationalbank liegen die Spareinlagen in Österreich insgesamt bei 282 Milliarden Euro (Stand: Februar 2021). Das ist nicht weiter verwunderlich, da es im Gegensatz zu Deutschland hier kaum eigene „Nachhaltigkeitsbanken“ gibt, die sich auf ein soziales und ökologisches Bankgeschäft spezialisiert haben. Beispiele dafür in Deutschland sind die GLS Bank mit Hauptsitz in Bochum, die sich mit dem Gründungsjahr 1974 als „erste sozial-ökologische Bank der Welt“ bezeichnet, oder die Umweltbank AG mit Sitz in Nürnberg, die seit 1994 besteht.
In Österreich gibt es seit 2012 das „Umweltcenter“ der Raiffeisenbank Gunskirchen, welches den Fokus auf ökologische und nachhaltige Finanzierungen und Veranlagungen legt und damit „Green Banking“ anbietet. Unter dem Produktangebot findet sich auch das sogenannte Gemeinwohlkonto der Genossenschaft für Gemeinwohl.

Aber auch andere österreichische Banken bieten mittlerweile nachhaltige Spar- und Giroprodukte an: Aktuell gibt es elf entsprechende Produkte, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen als solche zertifiziert sind. Das bedeutet, dass es auch bei nachhaltigen Spar- und Giroprodukten immer mehr Auswahl gibt. Natürlich finden sich auch bei anderen Finanzproduktkategorien nachhaltigere Varianten, aber das ist eine andere Geschichte. Und häufig ist es so, dass nachhaltig zu veranlagen einfacher ist, als nachhaltig zu leben. 

Weitere Informationen:
umweltzeichen.at/de/produkte/finanzprodukte

Katharina Muner-Sammer ist wissenschaft-liche Projektmanagerin in der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT/oegut.at) und Leiterin der Weiterbildung „Nachhaltige Geldanlagen“
(sustainable-investment.eu).

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