„Greenwashing –nein danke!“

Produkte ohne leere grüne Versprechen

Grüne Energie! Klimafreundliche Autos! Plastikfreie Kosmetik! Längst haben große Konzerne die Nachhaltigkeit für ihr Marketing entdeckt, doch vieles erweist sich als leeres Versprechen: Wie findet man Produkte, die tatsächlich „grün“ sind? Von Babette Karner

Werbung mit Umwelt-Argumenten erlebt wegen der immer größer werdenden Bedeutung von Klimaschutz einen immensen Boom. Immer mehr Firmen bezeichnen ihre Produkte in Anzeigen und auf Plakaten als „klimafreundlich“, „klimaneutral“ oder „klimaschonend“. Denn wer möchte nicht wie bisher konsumieren und gleichzeitig die Umwelt schützen?
Wahr sind allerdings nur wenige dieser Versprechen, Verbraucherinnen und Verbraucher können oft nicht erkennen, ob es sich nun um ehrliche Information oder um Etikettenschwindel handelt. Und genau das ist es, was man unter „Greenwashing“ versteht: Der Versuch von Firmen und Organisationen, sich durch Maßnahmen im Bereich Kommunikation und Marketing ein „grünes“ bzw. „nachhaltiges“ Image zu verpassen, ohne tatsächlich nachhaltige Aktivitäten im operativen Geschäft umzusetzen.
Wie aber kann man als Konsument „Greenwashing“ erkennen? Was ist wirklich gut für die Umwelt – was nur ein leeres Marketing-Versprechen?

Werbung

Grüne Worte
Begriffe wie „klimafreundlich“, „klimaneutral“ oder „umweltschonend“ sind weder genau definiert noch geschützt. Der Erfindungsreichtum der Unternehmen für Bezeichnungen, die positive ökologische Assoziationen wecken, ist groß. Man sollte also genau hinschauen (auf die Liste mit Inhaltsstoffen, die Verpackung oder den Produktionsprozess) und sich nicht täuschen lassen.

Grüne Labels
Auf immer mehr Produkten finden sich Labels mit Bäumen, Blumen oder Wolken, die dem Konsumenten soziale oder ökologische Vorteile vermitteln sollen. Viele dieser Kennzeichen wirken auf den ersten Blick wie offizielle Siegel, sind jedoch nur Erfindungen der Unternehmen. Man sollte daher nur Siegeln vertrauen, die von unabhängigen Stellen kontrolliert werden, wie etwa der Blaue Engel oder das Natrue-Siegel.

Grüne Technik
Ein Produkt verbraucht weniger Energie als andere in seiner Klasse und wird als „grüner“ dargestellt? Das kann schon sein, dennoch verbraucht auch der sparsamste Flachbildfernseher große Mengen Strom. Hier am besten immer auf die tatsächlichen Verbrauchswerte achten und verschiedene Optionen und Produkte vergleichen.

Grüne Herstellung
Nur, weil ein Produkt klimafreundlich wirkt, heißt das noch lange nicht, dass es auch klimafreundlich hergestellt wurde. Möglicherweise war die Produktion energieaufwändig oder hat große Mengen Wasser verschlungen: Auch hier sollte man darauf achten, worauf sich die Werbeaussage bezieht.

Grüne Versprechen
Gerne wird vor allem von Branchen wie etwa der Autoindustrie, die hohe Mengen an Kohlendioxid (CO2) ausstoßen, der Klimaschutz werbetechnisch in den Mittelpunkt gerückt. Man versucht, sich wie etwa der VW-Konzern ein grünes Image zu verschaffen – und blockiert nebenbei schärfere Grenzwerte für den CO2-Ausstoß von Kraftfahrzeugen.

Produkte ohne „Greenwashing“
Wie und wo aber findet man Produkte ohne „Greenwashing“? Biomarken und Biosupermärkte sind auf jeden Fall eine gute Anlaufstelle, das Studieren von Inhaltsstoffen und Siegeln bleibt einem dennoch nicht immer erspart. Für den Anfang haben wir hier ein paar Produktbeispiele aus verschiedenen Bereichen zusammengestellt!

Kosmetik
Bei Pflege- und Kosmetikprodukten wird besonders gerne mit „bio“ geworben – allerdings gibt es noch immer keine gesetzliche Regelung, die diesen Begriff klar definieren würde. Zwei Siegel haben sich aber inzwischen bewährt: Ihnen kann man tatsächlich vertrauen.

Natrue-Siegel:
Das Natrue-Siegel, gegründet von Firmen wie Weleda, Wala und Laverana, garantiert transparente Kontrollen und hohe Standards: Stoffe aus Erdöl, genetisch veränderte Organismen, Mikropartikel, Silikone oder Parabene sind verboten. Die Produkte müssen tierversuchsfrei entwickelt worden sein, die Verpackungen auf ein Minimum beschränkt und möglichst wiederverwertbar sein. Mindestens 75 Prozent einer Produktlinie müssen die Kriterien dieses Siegels erfüllen. Auf der Website von Natrue gibt es eine umfangreiche Datenbank mit zertifizierten Produkten. natrue.org

BDIH-Siegel:
Ähnliche Kriterien erfüllen seit 2017 Produkte mit dem BDIH-Siegel (Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel). Produkte sind erkennbar am Zusatz „Cosmos Natural“ oder „Cosmos Organic“. Internationale Entsprechungen sind die europäischen Siegel Ecocert, Cosmebio, ICEA und Soil Association. bdih.de

Shampoo:
Festes Shampoo liegt im Trend. Ein festes Shampoo-Stück ist ergiebig, praktisch auf Reisen, und es benötigt als Verpackung maximal einen Karton aus Recyclingmaterial. Zu empfehlen sind etwa die Shampoo-Bars von LOGONA oder SANTE, die beide über das Natrue-Siegel verfügen.
logona.de, sante.de

Abschminkpads:
Wiederverwendbare Reinigungspads! Pads aus Stoff mit leicht angerauter Oberfläche sind sanft und effektiv, ich verwende seit vielen Jahren nichts anderes mehr: Die benutzten Pads werden in einem Wäschenetz gesammelt und kommen mit der anderen Wäsche bei 60 Grad in die Waschmaschine. Im besten Fall halten wiederverwertbare Stoffpads mehrere Jahre. Beim Kauf sollte man allerdings auf eine nachhaltige Produktion achten und sie besser bei einer Bio-Marke als bei Amazon erwerben. Beispielsweise sind die beiden Marken bei Avocadostore erhältlich:
ecomonkey.de, bambusliebe.de

Reinigungsmittel:
Ökologische Wasch- und Reinigungsmittel basieren auf pflanzlichen Tensiden, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kokos-, Soja-, Sonnenblumen- oder Rapsöl bestehen. Sie reinigen genauso gut und sind viel weniger schädlich. Dennoch sollte man auch diese Öko-Produkte möglichst sparsam verwenden – denn auch sie landen im Abwasser. Die ökologischen Reinigungsprodukte der Marken Ecover, Almawin und planet pure (hergestellt in Vorarlberg) gibt es zum Beispiel in vielen Drogerieketten, Reformhäusern und Biosupermärkten und auch schon in einigen herkömmlichen Supermärkten zu kaufen. ecover.com, almawin.de, planetpure.com

Spültücher:
Wie aber sieht es mit Putzgeräten aus? Biologisch abbaubare Schwämme gibt es zahlreiche auf dem Markt, und ich habe selbst schon viele verschiedene Modelle ausprobiert. Bewährt haben sie sich leider alle nicht: Nach nur wenigen Tagen Einsatz sind alle in ihre Einzelteile zerfallen. Was hingegen schon lang einen fixen Platz in meiner Küche gefunden hat, sind gestrickte Spültücher aus Baumwolle. Sie reinigen hervorragend, man kann sie in der Waschmaschine waschen und immer wieder verwenden. Nachhaltig hergestellte Modelle gibt’s etwa online im Avocadostore (avocadostore.de). Man kann die Spültücher aber auch ganz einfach selbst stricken: Anleitungen finden sie im Internet und auf
Youtube.

Monatshygiene:
Der Großteil der Periodenprodukte ist Einweg, landet im Restmüll, im Abfluss oder gar in der Natur. Auch hier gibt es aber inzwischen einige Alternativen wie Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche.
Bio-Einwegprodukte:
Wer auf Einwegprodukte nicht verzichten möchte, sollte auf Bio-Produkte zurückgreifen. Denn auch wenn diese nach ihrer Nutzung ebenfalls im Müll landen, sind Bio-Binden und -Tampons die bessere Alternative zum herkömmlichen Sortiment: Sie bestehen aus umweltschonenderen Materialien und werden chlorfrei gebleicht. Viele Hersteller verzichten außerdem auf Plastik, Weichmacher, Duftstoffe, synthetische Zusatzstoffe und verwenden ausschließlich zertifizierte Baumwolle. Die Produkte von Natracare werden beispielsweise allesamt ökologisch hergestellt und sind vegan. natracare.com


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