Großes Kino

OchoReSotto, Arkestra of Light, Lichtstadt Feldkirch 2021, Foto Günter Richard Wett

Das Grazer Künstlerkollektiv OchoReSotto kreiert effektvolle Licht- und Soundinstallationen. Ein Querschnitt aus meinem Gespräch mit Volker Sernetz, Stefan Sobotka-Grünewald und Lia Rädler über ihre Leidenschaft, als Film- und Projektionskünstler zu arbeiten. Von Natalie Kreutzer

Aktuell entstehen Großformat-Projektionen für die „Lichtstadt Feldkirch“ und das „Klanglicht“ in Graz 2023, aber auch Installationen für Finnland sind in Vorbereitung – darunter, im hohen Norden eher exotisch – für ein Glashaus. Daneben laufen viele kleinere und auch permanente Projekte. Stefan Sobotka-Grünewald und Volker Sernetz fusionierten vor 20 Jahren. 2012 kam Lia Rädler dazu, eigentlich als Praktikantin, und ist geblieben – die Drei, ein Match. Ihre Talente ergänzen sich, sie treten kompromisslos als Kollektiv auf und sind das, was sie gemeinsam unter OchoReSotto seit Jahren erfolgreich in Österreich und international an Kunstinterventionen hervorbringen.
Dabei müssen es nicht immer Gebäude sein, auf die projiziert wird. Landschaften, Berge, Steinbrüche, Wasser haben ihren ganz eigenen Reiz, so erfahre ich. Der Rüfikopf am Arlberg und ebenso der steirische Erzberg – bislang ihre weiteste Projektion auf zwei Kilometer Distanz – wurden schon des Öfteren bespielt. Doch, so sind sie sich einig, wichtig ist nicht allein die imposante Größe von solchen Projekten – die beim Publikum tendenziell für spontane Wow-Effekte sorgt –, sondern in erster Linie müssen Konzept, Inhalt und Umsetzung stimmen. Auch kleine Projekte können einfach super sein, sagt Lia Rädler. Was vorangeht ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes oder Gebäudes.

Stefan Sobotka-Grünewald, Lia Rädler, Volker Sernetz. Foto Miriam Raneburger

Lia, Stefan und Volker, welche Themen greift ihr in eurem künstlerischen Schaffen auf?
Volker: Wir sehen es definitiv als Chance, dass wir Orte bespielen und damit auch Inhalte transportieren können. Ein großes Thema, das sich durch unsere Arbeit zieht – besonders bei der Serie „Arkestra of Light“ –, ist der Humanismus, also das Zusammenleben der Menschen an sich.
Lia: Auch die Klimakrise. In der Steiermark, wo man gerade mit Überschwemmungen konfrontiert ist, ist das „Rostfest“ in Eisenerz für uns immer ein guter Ort, solche Themen auszuprobieren. Wir wollen dabei aber keine dystopische Stimmung erzeugen. Weil, im Einklang mit der Umwelt zu leben, funktioniert halt nur, wenn man das positiv konnotiert und sagt, warum das so wichtig ist – damit es uns allen gut geht.
Stefan: Wir zeigen daher oft nur sehr subtil. Oder fragmentarisch. Für uns ist wichtig, dass das Ganze stimmig ist. Die Musik muss stimmen, der Ort, die Auseinandersetzung mit dem Ort, der Inhalt muss passen. Wir forcieren ein Gesamtkunstwerk.

„Arkestra of Light“ – seit rund zehn Jahren thematisch immer wieder neu belegt. Ihr verarbeitet Malerei, Fotografie usw. Entsteht das alles bei euch, malt ihr auch?
Lia: Das meiste machen wir selber. Gerade bei den Malereien sind es oft ganz alte Sachen, die in den Zeichenmappen verstauben. Die Fotos, die generiert man über Jahre. Dann suchen wir uns auch explizit Sachen zusammen. Es ist eine Mischung aus allem. Wir arbeiten ganz gern mit Material, das es bereits gibt, nicht nur von uns, sondern auch von anderen – wie etwa altes Filmmaterial. Und soweit das in einer Form erlaubt ist, greifen wir auf Bestehendes zurück. Wir filmen auch selber viel. Ja, und falls wir gar nichts finden, produzieren wir alles komplett selber.
Volker: Genau. Das war auch damals der Start von unserem Zusammenarbeiten, dass Stefan und ich so interessiert daran waren, Inhalte zu kreieren. Und dass es für uns ganz wichtig war, den eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden.
Stefan: Und seit wir begonnen haben, dürfen oder können wir das machen. Wir haben auch nie woanders gelebt, sondern immer in Graz, sind aber überall hingefahren, haben international gearbeitet.

Eure Arbeit soll …?
Lia: Zuerst ins Herz und dann ins Hirn. Am schönsten ist es einfach, wenn das jemanden berührt.
Stefan: Einladen, sich darauf einzulassen, weil es ist nichts, was man versteht, wenn man vorbeigeht und gerade mal einen Fetzen aufschnappt.
Volker: Inspirieren zu einem respektvollen Umgang mit dem Gegenüber. 
ochoresotto.com


TIPP DER REDAKTION: Vom 4. bis zum 7. Oktober 2023 findet zum dritten Mal das Lichtkunstfestival „Lichtstadt Feldkirch“ in Vorarlberg statt.
lichtstadt.at


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