Grünes Geld statt klimaschädliches Gas

Green Investments

Von Max Deml

Die Schreckensmeldungen über den Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen der Erderhitzung reißen nicht ab: haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was Sie persönlich dagegen tun können? Viele Möglichkeiten gibt es nicht, aber allein eine Umstellung bei der Geldanlage kann einiges bewirken, zum Beispiel zur Finanzierung der Energiewende und Senkung der Milliardenzahlungen an „GasPutin“ beitragen.
Viele westliche Politikerinnen und Politiker haben den russischen Präsidenten in Moskau besucht und – bisher vergeblich – versucht, ihn von seinem Ziel abzubringen, den Staat Ukraine einzunehmen. Selbst der UN-Generalsekretär António Guterres ist daran gescheitert, zumindest einen Waffenstillstand zu erreichen. Doch Guterres hat auch noch ganz andere Sorgen. Im April 2022 sagte er nach der Publikation des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC): „Klimaaktivisten werden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt, aber die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Länder, die die Produktion fossiler Brennstoffe steigern. Dieser Bericht ist eine Litanei gebrochener Klimaversprechen, er ist ein Dokument der Schande. Einige Regierungen sagen das eine und tun das andere – einfach gesagt – sie lügen. Wir sind auf dem Weg in eine Klimakatastrophe.“
Laut IPCC-Schätzung sind bis 2030 rund drei- bis sechsmal höhere Finanzströme als zuletzt erforderlich, um die Erderhitzung auf höchstens zwei Grad begrenzen zu können. Der Bericht des „Club of Rome“ zu den Grenzen des Wachstums ist schon 1972 erschienen, die Politik hat jedoch bis dato sehr zögerlich reagiert. Aber es können sich auch private Anleger und Anlegerinnen engagieren, wie es zum Beispiel mehr als 100.000 in Deutschland machen, wo der Anteil der erneuerbaren Energien am Strom-Mix in den letzten 30 Jahren von rund vier auf über 40 Prozent gestiegen ist – durch Milliarden Euro, die in Wind- und Solarkraftwerke investiert wurden. Und das mit einer zusätzlichen Hebelwirkung: wenn jemand beispielsweise 10.000 Euro in einen Windpark investiert, erhält die Betreiberfirma weitere bis zu 40.000 Euro Kredit von der Bank.
Und der „Lohn der Tugend“? Viele solcher Investments lieferten (statt eines inflationsbedingten Wertverlusts auf dem Sparbuch) relativ hohe Renditen von fünf bis sieben Prozent im Jahr. Eine Hybrid-Anleihe der Waldviertler WEB Windenergie hat beispielsweise einen Zinssatz von 6,25 Prozent. Wer bereit ist, auch höhere Verlustrisiken einzugehen, konnte mit Aktien aus dem Öko-Bereich noch weit höhere Kursgewinne erzielen. Wer zum Beispiel 2010 beim Börsengang die inzwischen berühmte Tesla-Aktie (damals lag der Kurs unter fünf Dollar, in den Natur-Aktien-Index „nx-25“ wurde sie 2013 noch mit unter zehn Dollar aufgenommen) gekauft hat, kommt mittlerweile – der Kurs liegt bei fast 1.000 Dollar – auf 20.000 Prozent Gewinn. Der schillernde Tesla-Chef Elon Musk wurde damit der reichste Mensch der Welt.
Doch nicht nur bei Aktien und Fonds, bei fast allen Finanzprodukten gibt es inzwischen grüne Varianten. Wie die deutsche Umweltbank garantiert zum Beispiel die Raiffeisenbank Gunskirchen, dass die Beträge auf den Umwelt- und Gemeinwohl-Sparbücher ihrer Kunden auf der Kreditseite nur in ausgewählte ökologische und soziale Projekte wie ökologisches Bauen, Windkraft, Photovoltaik, biologische Landwirtschaft und E-Mobilität fließen.
Obwohl neue festverzinsliche Wertpapiere wie beispielsweise Unternehmensanleihen oder sogenannte „Green Bonds“ zur Finanzierung bestimmter ökologisch interessanter Projekte aufgrund der allgemeinen Niedrigzinsphase derzeit kaum Erträge bringen, ist aus dem ehemaligen Nischenprodukt „Grünes Geld“ mittlerweile ein Billionenmarkt geworden.


Max Deml ist seit über 30 Jahren Chefredakteur des Börsenbriefs Öko-Invest und Autor des Handbuchs „Grünes Geld“ (medianet Verlag, aktuell 8. Auflage). Er hat unter anderem die Alternative Bank Schweiz AG, die BioArt AG, die Klimagut Immobilien AG und die fair-finance-Gruppe (Vorsorgekasse) mitgegründet sowie 1997 den aus 25 Unter-nehmen bestehenden Natur-Aktien-Index „nx-25“ entwickelt. oeko-invest.net


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