Impact Lech – Energiekompetenz in Lech am Arlberg

Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, Unternehmens- und Forschungsfeldern kamen von 9. bis 12. Juni in Lech am Arlberg zusammen, um eine Frage zu erörtern: Wie kann man die für die Energiewende und Klimatransformation notwendige Kompetenz in der Gesellschaft verankern? Unter dem Motto „Fakten schaffen, Meinung bilden” versuchte man, in mehreren Vorträgen, Podiumsdiskussionen und persönlichen Gesprächen Antworten zu finden.

Laut WHO sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen an den Folgen fossiler Energieerzeugung. Mit Blick auf die Zukunft und die Schäden, die die Klimakrise noch anrichten wird, steigt diese Zahl weiter an. Die Wende zu schaffen, ist das erklärte Ziel, auf das Vorträge und Diskussionen ausgerichtet waren. Von Verhaltensökonomie, die fragt, wie man Menschen zum Mitmachen motivieren kann, über die CO2-Bilanz von Kernenergie und Wasserstoff, bis hin zum Bildungssystem und Raumplanung: Die Zugänge hätten nicht unterschiedlicher sein können, die Antworten waren dementsprechend vielseitig.

Fotos: Florian Lechner, Lech Zürs Tourismus

Deutlich wird, dass ein wesentliches Hindernis, das dem Umbau des Energiesystems hin zu erneuerbaren Quellen in Österreich im Weg steht, Genehmigungsverfahren sind, die sich durch Einwände von Bürgerinnen und Bürgern in die Länge ziehen. Zudem sind Gemeinden und Länder oft nicht bereit, Flächen umzuwidmen.

Windkraftanlagen bräuchten vom Beschluss bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme mittlerweile bis zu acht Jahre, wobei der Bau selbst nur rund ein Jahr in Anspruch nimmt. In Bundesländern wie Vorarlberg, Salzburg oder Tirol gibt es bis heute kein einziges Windrad. Im Bereich Windenergie sei es aktuell vor allem die Aufgabe, kleine Anlagen in große umzubauen, neue zu errichten und dabei die Bürger mit an Bord zu nehmen.

Ein Weg, die Bevölkerung für nachhaltige Energien zu begeistern, könnten Energiegemeinschaften sein, die auch bereits in Österreich koordiniert werden. Sie bieten der Bevölkerung die Möglichkeit, Energie über Grundstücksgrenzen hinweg zu speichern, zu verkaufen und zu verbrauchen.

Zum Potenzial des Wasserstoffs für die Industrie wird festgehalten, dass er heute noch zu 95 Prozent aus fossilen Energien hergestellt wird, was bei den Wachstumsprognosen, die der Energiequelle versichert werden, dringend geändert werden muss. Die Energieeffizienz ist nicht so hoch, wie bei anderen Energiequellen, allerdings rechnet der Sektor noch mit technischen Weiterentwicklungen. Nachdem Wasserstoff fixer Bestandteil des Energiemixes der Zukunft sein werde, sei es vor allem wichtig, die Herstellung von grünem Wasserstoff zu forcieren und zu finanzieren.

Was bei den zahlreichen Vorträgen aus den Bereichen Psychologie, Energiewirtschaft, Forschung, Tourismus, der Lebensmittelbranche, dem Bildungsbereich und der Raumplanung deutlich wird, ist: Wir müssen global und zukunftsgerichtet denken, wenn wir das System umbauen. Wenn wir eine autofreie Stadt wollen, macht es wenig Sinn, die Ladestationen für E-Autos im Stadtkern zu etablieren. Wenn Europa weniger Kohle verheizt, werden die Preise am Weltmarkt dafür sinken – und die Ressource wird für andere Länder zu einer attraktiveren Energiequelle.

Nach vier Tagen voller wissenschaftlicher Vorträge und Erfahrungsberichte aus der Praxis erhärtet sich der Eindruck: Um in eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft zu gelangen, genügt es nicht, einzelne Zahnräder auszutauschen. Das gesamte Uhrwerk muss abgebaut und neu zusammengesetzt werden.

Das Impact Lech soll nun jährlich zu verschiedenen Themen stattfinden. Sollten wir als ORIGINAL Magazin wieder mit dabei sein, halten wir Sie natürlich gerne auf dem Laufenden.

Zu den Vortragenden zählten unter anderem: Michael Altrichter, Helene Ametsreiter, Eva Buzzi,  Gabriel Felbermayr, Valerie Hackl, Wolfgang Hesoun, Sepp Hochreiter, Martina Hörmer, Andreas Klauser, Kurt Kotrschal, Helga Kromp-Kolb, Michael Musalek, Nikolaus Müllner, Ortwin Renn, Rudolf Scheuvens, Peter Schwab, Michael Strugl, Christiane Spiel, Alexander Tratner, Johannes Wahlmüller, Theresia Vogel, u.v.a.


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