Kontraste
View past the wooden structural elements of the front room of a Bobo-Dioulasso family home towards the main door. Foto Iwan Baan, Courtesy of Zumtobel Group
Von Natalie Kreutzer
Sie zeigen eindrucksvoll, wie das Sonnenlicht die landestypische Architektur prägt, welche Rolle das natürliche Licht im Leben der Menschen im afrikanischen Burkina Faso spielt. Sie fangen den starken Lichtkontrast in dieser Umgebung – zwischen dem gleißenden Sonnenlicht und der völligen Dunkelheit im Inneren der traditionellen Gebäude wie auch nach Einbruch der Nacht – authentisch ein: die 108 meisterhaften Fotografien von Iwan Baan dokumentieren die Eindrücke einer faszinierenden Reise, die er gemeinsam mit seinem Freund und Architekten Francis Kéré, der in Burkina Faso aufgewachsen ist, machte. Anlass dafür war die Gestaltung der 30. Edition des Geschäftsberichts der Zumtobel Group.
Iwan Baan: „Es hat mich schon immer fasziniert, wie vielseitig inspiriert traditionelle, volkstümliche Bauten auf der ganzen Welt sind. Die drei Orte, die wir besucht haben, standen schon lange auf meiner Liste. Wir wollten für ‚Momentum of Light‘ dieses Spiel der Kontraste einfangen, das Innere der Häuser, die Außenbereiche, welche Rolle Licht spielt und wie es an bestimmten Stellen noch immer in diese Gebäude einfällt.“
Die besonders starke Qualität der Sonne in dieser Region wird in Bezug auf die uralten Gebäude und in der Art, wie sie den Tagesablauf der Menschen prägt, deutlich. Die Architektur muss sowohl das Sonnenlicht nutzen, um eine Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes zu schaffen, als auch gleichzeitig die Bewohner der Häuser vor der Intensität des Lichts schützen. Daraus ist eine traditionelle Baukunst gewachsen, die mit sehr wenigen und kleinen Öffnungen arbeitet, was in Folge das Innere eines Gebäudes in ein nahezu Pechschwarz taucht. Tritt man von einem Extrem ins andere, muss sich das Auge stets zuerst an den harten Kontrast gewöhnen, was Geduld sowie Akzeptanz erfordert und die Beziehung zum Licht zu einer besonderen werden lässt.
Iwan Baan: „Ich habe das Gefühl, dass diese Orte immer mehr verschwinden. Der Geschäftsbericht war ein schöner Anlass, dies alles zu dokumentieren und auf eine wundervolle Reise mit Francis zu gehen, der diese Orte sehr gut kennt, dort aufgewachsen ist. Er konnte mir zeigen, wie diese Orte funktionieren und wie sie in der heutigen Gesellschaft immer noch sinnstiftend sind.“
Der in Berlin ansässige Architekt Francis Kéré ist in dieser Lichtumgebung aufgewachsen – was seine Architektur bis heute beeinflusst. Zu sehen, wie die Menschen das Licht und die Hitze der Sonne scheuen, um sich dann um den Schein eines Feuers oder einer Öllampe zu versammeln, wenn sie untergegangen ist, die bewegten Muster zu verfolgen, die durch die auf Bäume oder Vordächer fallende Sonne erzeugt werden, und Zeuge zu werden von landestypischen architektonischen Lösungen, die das zum Sehen minimal benötigte Licht in das Innere der Häuser lenken, hat seine Herangehensweise an das Licht verfeinert.
Francis Kéré: „Das Zusammenspiel von Schatten und Licht in der traditionellen Architektur meiner Kindheit und Jugend war für mich die erste Inspiration, mich mit Muster und Design zu beschäftigen. Durch die gemeinsame Reise mit meinem Freund Iwan, bei der wir uns dem natürlichen Licht in einigen der faszinierendsten Bautraditionen Burkina Fasos gewidmet haben, konnte ich zu diesen frühen Einflüssen, die meine Architektur bis dato prägen, zurückkehren und meine Beziehung zu ihnen vertiefen. Ich freue mich sehr, dass ich so endlich ein wesentliches Element dessen teilen kann, was meine Arbeit heute ausmacht.“
Momentum of Light
Bildband
erhältlich im Lars Müller Verlag
Weitere Informationen:
iwan.com, kerearchitecture.com, z.lighting