Liebe Leserin, lieber Leser


Was denken Sie: Leben wir in einer mitfühlenden, herzlichen und verbundenen Gesellschaft? Im Gespräch mit anderen kommen daran immer öfter Zweifel auf. Die Menschen seien so egoistisch, so kalt, immer zähle nur das eigene Vorankommen. In Österreich neigt man ja zur Übertreibung, also von „immer” kann natürlich nicht die Rede sein. Aber wo sehen und fühlen wir heute Verbundenheit?

In der Biologie geht man davon aus, dass das Bindungsverhalten sich im Zuge der Evolution entwickelt und ausgeprägt hat. Herrschen geeignete innere und äußere Bedingungen, so wird das Bindungsverhalten aktiviert und wir können eine emotionale Nähe zu unseren Mitmenschen herstellen. Stimmen diese Bedingungen nicht, befinden wir uns zum Beispiel in einer Gefahrensituation, so wird die Bindung der Selbsterhaltung untergeordnet, das eigene Überleben wird vorrangig. In diesem Sinne können wir die derzeitigen äußeren Umstände – die Kriege, die mit Blick auf die Titelseiten und Social-Media-Kanäle vor unserem inneren Auge zum Leben erwachen, der kritische Zustand von Ökosystemen, Insekten- und Tierwelt – nicht losgelöst von unserer Fähigkeit zur Bindung betrachten.

Wir haben für die vorliegende Ausgabe nach Projekten und Initiativen gesucht, in denen die Verbundenheit zwischen Menschen im Vordergrund steht. Was bringt uns dazu, eine betagte Person zu pflegen? Warum reisen wir in Krisen- und Kriegsgebiete, um mittellosen oder traumatisierten Menschen eine Hand zu reichen, eine Brücke in eine schönere, friedlichere Realität zu bauen? Wie drücken Menschen ihre Gefühle aus, ihre Verbundenheit und Liebe zueinander? Sie lesen es in unserem Schwerpunkt auf den folgenden Seiten.

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Eine der tiefsten menschlichen Verbindungen – die Liebesbeziehung – hat uns diesmal zu einem Gewinnspiel motiviert. Schicken Sie uns Ihren schönsten, herzzerreißendsten oder auch kreativsten Liebesbrief und gewinnen Sie ein Wochenende für zwei Personen im Hotel Krone im Bregenzerwald.

Studien zeigen, dass mit zunehmenden Alter soziale Beziehungen gewählter, bewusster eingegangen werden, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität dieser Beziehungen liegt. Vielleicht ist es auch genau das, was wir angesichts der herausfordernden äußeren Bedingungen gerade erleben: Unsere sozialen Beziehungen gehen mehr in die Tiefe anstatt in die Breite. Und das muss nicht automatisch negativ sein. Wir können Sie auch mit einem Zitat in die Lektüre dieses Hefts entlassen, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.” Und das Gegengift für Gleichgültigkeit ist die Bindung.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Frühling,

Evi Ruescher, Herausgeberein

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