Liebe Leserin, lieber Leser,
das ORIGINAL Magazin ist bekanntlich nicht der Ort, an dem Dystopien ausgemalt und Ängste eingeredet werden. Die 30 °C, die es bereits Anfang April in Österreich gab, erwähnen wir deshalb nur kurz, um zu verdeutlichen, wogegen das Kraut wächst, das dieses Heft umrankt. Denn Vorarlberg macht vieles richtig. Und macht vieles schon lange richtig. Umso bedeutender ist es, dieses Richtige von Zeit zu Zeit auf eine Bühne zu heben. Weil es einen langen Atem braucht. Und weil Hitzewellen im Frühling uns den Atem rauben können. Aber, nur kurz.
Denn dann denken wir an die vielen Menschen, die ihren Teil beitragen. Die ihr Möglichstes tun, um positiv am Morgen zu wirken. Sie geben uns ein Gefühl der Sicherheit und die Gewissheit, dass das gute Leben hier ist und immer hier sein wird. Weil das gute Leben keine Frage des Klimas ist, sondern der Mitmenschen, der Organisation, des Teilens und der Zusammenarbeit.
Wir denken an die, die Tag für Tag daran arbeiten, große und kleine Konzerne umweltfreundlicher zu gestalten. Was das Berufsbild des Nachhaltigkeitsbeauftragten ausmacht, wie interdisziplinär die Tätigkeit und wie herausfordernd das Ziel ist, haben wir in dieser Regionalausgabe anhand einiger Beispiele aus Vorarlberg aufgezeigt. Wir denken an die Designer und Kleidermacher im Land, die der Fast Fashion ein Schnippchen schlagen und aus alten Textilien Bekleidung herstellen, die mehr Charme, mehr Leben, mehr Mehrwert hat als industrielle „Kurzlebensprodukte“. Wir denken an die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Vereins Sindbad, die Jugendliche bei der Berufswahl und auch ein wenig bei der Selbstfindung begleiten. Wir denken an engagierte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie an rastlose Bürgerinitiativen. An die Liebe und den Respekt für die Natur, was wir in Vorarlberg sehen und leben.
Die großartige Musikerin Nina Simone hat einst in einem Interview versucht zu erklären, was Freiheit für sie ist. Sie meinte, sie habe schon, hin und wieder, kurz ein Gefühl von Freiheit gehabt auf der Bühne – von wahrer Freiheit. Sie sagte: „I’ll tell you what freedom is to me: no fear.“ Näher könne sie es nicht beschreiben. Und das musste sie auch nicht. Diese Ausgabe macht Mut – Ihnen hoffentlich genauso viel wie mir.
Evi Ruescher, Herausgeberin