Liebe Leserin, lieber Leser,


manchmal träumt man ja davon, alles hinzuschmeißen. Sich dieser Welt und all ihren Problemen zu entziehen und einfach blauzumachen. Man träumt vom Reisen – ohne Ziel, ohne Abreisetermin. Ständig ist man im Konflikt: Das Leben, diese Gesellschaft ernst nehmen, etwas beitragen, arbeiten, fleißig sein, sich bemühen. Oder das Leben genießen, jeden sonnigen Tag nutzen, so viel Zeit wie möglich im Freien verbringen und so wenig wie möglich in einem Büro, vor einem Bildschirm. Die Tage, die ich in der Redaktion verbringe, können lang werden, wenn es an die Umsetzung des Magazins geht. Dabei wäre es sonnig und der Bodensee nur ein paar Minuten entfernt

Anstatt mir eine kühle Brise um die Nase wehen zu lassen, bespreche ich das Layout für den Beitrag über Seethermie-Projekte, die dort gerade realisiert werden. Diese nutzen den Bodensee als Wärmespeicher und sollen auf diese Weise zukünftig emissionsneutral Energie und Wärme erzeugen. In Bregenz könnten nächsten Frühling schon die ersten Anlagen in Betrieb gehen. Den zugehörigen Artikel finden Sie in dieser Ausgabe, die wir wieder Vorarlberg und damit vielen Stammleserinnen und -lesern des ORIGINAL Magazins widmen.

Wir berichten außerdem über die Trendwende im Bereich der Reparatur, die sich anhand vieler lokaler Initiativen und Projekte abzeichnet. So haben wir ein Repaircafé in Wolfurt besucht und einen Unternehmer, der mit Beharrlichkeit und Improvisationstalent in seinem Feld punktet: der Restauration von alten Leuchten und Lampen. Eine junge Vorarlbergerin, die bereits mit Anfang 20 und neben ihrem Studium ihr eigenes Eis-Unternehmen gegründet hat, haben wir zum Interview getroffen. Und wir haben uns mit Holz als Baustoff im Hochbau auseinandergesetzt. Denn auch international erhält das nachwachsende und nachhaltige Baumaterial immer mehr Aufmerksamkeit und birgt enorme ökologische Chancen.

In der Schlussproduktion eines Magazins sind gefühlt tausend Kleinigkeiten zu erledigen: die letzten Bildunterschriften formulieren, Druck und Vertrieb organisieren, noch ein paar Fragen mit Autoren und Fotografen klären. Ein letztes Mal kontrolliere ich die grafische Aufmachung des Beitrags über den „Adler Grossdorf“. Das beliebte Gasthaus wird eine Zeit lang seine Tore schließen, weil sich Besitzerin Irma Renner für ein Jahr nach Paris verabschiedet. Wir wünschen ihr bei ihrem Sabbatical viele neue Erfahrungen und gratulieren zur Erfüllung des Traums einer Auszeit.

Wir wünschen auch Ihnen, dass Sie diese Ausgabe lesen können, während Sie einen Sommertag genießen. Vielleicht liegen Sie in einer Hängematte zwischen zwei knorrigen Obstbäumen in Ihrem Garten oder halten die Füße in kühles Wasser. Denn bei all den Wehwehchen und Konflikten in der Welt und dem Zwiespalt zwischen Produktivität und Entspannung geht es vor allem um Balance. Um Auszeiten und Pausen vom produktiven, konstruktiven, effektiven Sein. Wir wünschen Ihnen, dass Sie nicht auf die wichtigen, auf die schönen Dinge vergessen. Vor allem nicht im Sommer.
Gute Lektüre und eine erholsame Sommerpause wünscht

Evi Ruescher, Herausgeberin


Als Einzelheft oder Abo erhältlich


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