Mein Wunsch

Marlene Engelhorn, taxmenow. Foto Lorena Sendic Silvera

Von Marlene Engelhorn

Über Wünsche nachzudenken, fällt mir schwer. Ich merke, es ist ein passives Privileg. Denn es setzt voraus, den Wunsch nicht dafür zu brauchen, sich von unmittelbaren materiellen oder finanziellen Sorgen zu befreien. Ich kann mich in Ruhe damit befassen, was ich gerne hätte, die Nase in den Wolken. Allerdings gibt es da nichts, von dem ich glaube, dass es durch Wünschen erfüllbar wäre. Wichtiger ist, dass ich mir aktiv Mühe gebe, weder im Windschatten meiner Privilegien zu bleiben noch durch Macht, die ich durch mein Vermögen habe, durchs Leben zu schweben.

Meine Privilegien erwähne ich hartnäckig, denn sie treten in der Mehrzahl auf und formen mein ganzes Leben. Das sichtbar zu machen, ist ein Anliegen, ohne welches meine Tätigkeit ihren Sinn verliert. Von anderen privilegierten und vor allem vermögenden Menschen möchte ich daher auch fordern, dass sie sich mit ihren Privilegien auseinandersetzen: Ich will es nicht einfach nur wünschen und mich auf ihr Wohlwollen verlassen. Rückgrat zeigt sich in Handlung; Wünsche brauchen Taten.

Vermutlich geht mein Wunsch also mit jeder weiteren Person, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, in Erfüllung. Bei „taxmenow“ etwa wächst unsere Gruppe einerseits durch neue Mitglieder, andererseits durch Bündnisse. Wir schließen uns der sozialen Bewegung für Verteilungsgerechtigkeit an. Und wir sehen unsere Rolle darin, gezielt darauf zu verweisen, dass wir nur so viel öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, weil wir uns als Vermögende für Steuergerechtigkeit einsetzen. Andere Menschen und Gruppen mit denselben Anliegen und Argumenten werden zu oft ignoriert.

Wenn endlich nicht nur ich, stellvertretend für Vermögende, nach meinen Vorstellungen und Wünschen gefragt, sondern wenn diese Aufmerksamkeit der sozialen Bewegung für Verteilungsgerechtig-keit in all ihrer Vielfalt zuteil würde, dann wäre das ein echter Schritt in Richtung der kollektiven Erarbeitung gelebter Solidarität und Demokratie.


Marlene Engelhorn, 31, ist eine deutsch-österreichische Millionenerbin und setzt sich für strukturelle Veränderungen in Steuersystemen ein. Sie studierte Germanistik in Wien, als sie 2019 erfuhr, dass sie von ihrer Großmutter – der Witwe eines Urenkels des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn – einen zweistelligen Millionenbetrag erben wird. Gemeinsam mit anderen Vermögenden gründete sie zudem 2021 den Verein „taxmenow“, der für Umverteilung und mehr Steuergerechtigkeit in Form von Vermögens- oder Erbschaftssteuern eintritt.


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