Mein Wunsch

Länger als ich ursprünglich dachte, war die Reifezeit zum Text „Mein Wunsch“…
„Ich“ bin einerseits „wunschlos glücklich“ – zugleich habe ich viele „freche, unverschämte“ Wünsche – für mich, an andere und für andere. Ja, es gab sogar schon (sehr wenige, aber doch) Menschen auf der Welt, welche ich „verwünschte“ – ihnen etwas „Schlechtes“ wünschte. Doch damit hab ich aufgehört. Rache ist eine Form von Fluch, ein Wunsch, der niemandem hilft. Ebenso wenig wie „Feindschaft“ und „Krieg“.
Zwei mir enorm wichtige Menschen, Mentoren, verstarben im vergangenen halben Jahr. Babsi und Ernst. Beide wünsche ich mir zurück. Körperlich unmöglich, doch ist es mein Wunsch, dass deren Werke und Weisheiten weiter leben, weiter nutzen und wirken. Von Ernst lernte ich, dass wir uns niemals von der Angst beherrschen lassen dürfen, von Babsi lernte ich, dass Lebensglück und ungerechtes Schicksal sich nicht ausschließen müssen. Ernst widersetzte sich mutig den Nazis, Babsi war von Geburt an gelähmt.
Durch mein Vatersein hat sich mir eine neue Qualität von Wunsch gezeigt: Der bedingungslose Wunsch, dass es anderen Menschen gut geht, dass mein eigenes, endliches Leben und Glück sich unendlich auf andere Menschen übertragen darf.
In diesem Sinne – hier: der Liedertext „Leben“ – er bringt das, was „mein Wunsch“ ist auf den Punkt – das Lied ist auf meinem neuen Album „Alles brennt“ zu hören – ein väterliches Liebeslied, ein Wunschkonzert.

Thomas Andreas Beck. Liedermacher, Dichter und Autor, ist 1968 in Wien geboren und schreibt seit mehr als 30 Jahren Texte über in Österreich leidenschaftlich verdrängte Themen.

Leben

Ich wünsch dir zu begreifen, warum du am Leben bist.
Warum du immer wieder von unten Schwung holen wirst,
wie sehr mir du wichtig bist.
Sollst lieben und sollst lachen,
weinen und deinen Atem spüren.
Verstehen, warum es die Wärme und die Kälte gibt,
warum sie versuchen werden dich zu verführen.

Ich wünsch dir die höchsten aller Höhen,
die Tiefen so tief wie du sie brauchst.
Um immer wieder zu erfahren, dass du an dich glaubst.
Sollst lernen zu vergessen,
was gestern wichtig war.
Frag Löcher in ihre Bäuche, sei dir nie zu früh zu klar.

Ich hoffe, dass du immer glaubst an deinen Zauber,
an die Kraft in dir mittendrin.
Dass du es dir glaubst, wenn’s in dir hochkommt,
vertraust auf deinen tieferen Sinn.
Ich wünsche dir, dass du dir immer treu bist,
lernst, jedem Menschen zu vergeben.
Kämpfst für alles, das es dir wert ist,
schreib bitte Bücher über’s Leben.

Versuch zu verstehen, was die Liebe mit uns macht.
Sei offen und vergnüg dich,
es ist dein Herz, das aus dir lacht.


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