MIT „GRÜNEM GELD“ DIE WELT VERÄNDERN
Von Werner Krendl und Jürgen Wahl
In den letzten Jahren wurde aus einer Leidenschaft einiger Idealisten, denen nicht egal ist, wie und worin Geld investiert und veranlagt wird, ein weltweiter Trend, nämlich Impact Investing. Waren es im Jahr 2014
46 Mrd und im Jahr 2018 bereits 228 Mrd USD, so schätzen die Vereinten Nationen ein Investitionspotential von 3 – 5 USD bis 2030. Dies ist auch notwendig, denn es gibt viel zu tun, um die großen Herausforderungen für die Menschheit erfolgreich zu meistern.
Im jährlichen „Global Risk Report“ des Weltwirtschaftsforums werden jene Risiken angeführt, die eine signifikant negative Auswirkungen auf Industrien und Staaten weltweit innerhalb der nächsten 10 Jahren haben können. Im aktuellen Bericht, der im Januar 2020 veröffentlicht wurde, nehmen Umweltrisiken die ersten fünf Plätze ein (Extremwetter, Versagen beim Klimaschutz, Naturkatastrophen, Verlust an Biodiversität und menschengeschaffene Umweltkatastrophen) und stellen demnach die größte Bedrohung dar. Auch soziale Risiken nehmen an Bedeutung zu. Wenn auch vor zehn Jahren die Risikolandkarte noch von wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken bedroht war, so dominieren nun Umwelt- und Sozialrisiken. Diesen wird bei der Vermögensallokation mit Nachhaltigkeitskriterien begegnet.
Als nachhaltige Geldanlagen bezeichnet man allgemein somit Finanzprodukte oder -vehikel, die ökologische, soziale und Governance-bezogene Aspekte (ESG-Kriterien) explizit in ihren Anlagebedingungen berücksichtigen. Synonym verwendete Begriffe sind Socially Responsible Investing (SRI), Sustainable Investing (SI), Responsible Investing (RI) und ESG-Investing.
Auf den ersten Blick belegen auch Marktdaten die Bedeutung der nachhaltigen Veranlagung. Die nach den Principles for Responsbile Investment veranlagten Mittel werden oft als Quelle herangezogen. Aktuell (Ende 2019) verwalten die 2372 Unterzeichner 86,3 Billionen USD nach den sechs Prinzipien für verantwortliches Investieren. Die UN-Prinzipien sind jedoch etwas zahnlos, da es sich um eine Eigenangabe der Investmentgesellschaften handelt, deren Einhaltung nicht von einer unabhängigen Stelle überprüft wird. Auch überschätzt dieser Wert den Markt für nachhaltige Veranlagung tendenziell, da die Unterzeichner selbst das Volumen jener Vermögenswerte bestimmen, das nach Nachhaltigkeitskriterien veranlagt wird.
Aussagekräftigere Daten werden von den Verbänden nachhaltiger Investoren (GSIA, Eurosif, FNG) veröffentlicht (Abbildung: Markt für nachhaltige Veranlagung). Auf dieser Basis liegt der Wert globaler nachhaltiger Finanzanlagen bei 30,7 Billionen USD (2017). Das sind ca. 16% des globalen Marktvolumens von Aktien und Anleihen. Der entsprechende Wert für Europa 12,3 Billionen Euro (2017). Im deutschsprachigen Raum werden 3,3 Billionen Euro (2018) als nachhaltige Veranlagung ausgewiesen, davon entfallen 87 Milliarden Euro auf Österreich. Erfasst werden dabei neben börsennotierten Aktien und Anleihen, die gemeinsam fast 90% des Gesamtvolumens ausmachen, auch Immobilien und Private Equity.
Markt für nachhaltige Veranlagung
In ESG-Investmentfonds verwaltetes Vermögen ist laut dem BVI in Deutschland 70 Milliarden Euro (Ende 2018). Dies entspricht nur knapp 3% des gesamten Fondsvermögens. In Österreich entfallen laut der VÖIG knapp 6% (10,5 Mrd Euro) des gesamten Fondsvermögens von 185 Mrd Euro auf nachhaltige Produkte. Für die beiden größten Fondsmanager Österreichs sind diese Werte mit 11% (Erste Asset Management) und 17% (Raiffeisen Capital Management) höher als im Marktschnitt. Mit Wachstumsraten der nachhaltigen Assets von bis zu 100% im Jahr 2019 ist zumindest die aktuelle Entwicklung vielversprechend. Zum Vergleich: Robeco SAM, der auf Sustainable Investing fokussierte Schweizer Asset Manager, verwaltet 86% der angelegten Mittel nachhaltig (d.s. 149 Mrd Euro).
Ein wichtiger Punkt, der oft nicht beachtet wird: Der Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers am Kapitalmarkt hat nur einen direkten Effekt auf den Kurs dieses Wertpapiers, aber nicht auf die Finanzierungssituation des Unternehmens. Erst mittel- bis längerfristig, z.B. durch verminderten Shareholder Value, haben Verkäufe von nicht ESG-konformen Wertpapieren negative Auswirkungen auf die Emittenten. Ertragsstarke Unternehmen wie Tabakfirmen sind daher vom Trend zu nachhaltiger Veranlagung wenig beeindruckt. Anders ist die Situation bei der Aufnahme von Kapital in Form von Aktien- oder Anleihe- missionen. In diesen Fällen kommt es zu direkten Auswirkungen auf die Finanzierungssituation des Unternehmens und das Kapital kann in Richtung Nachhaltigkeit umgeleitet werden.
Werner Krendl ist Venture Partner bei Wahl & Partner und Impact Investing Advisor
Jürgen Wahl ist CEO und Managing Partner bei Wahl & Partner