Nachhaltig Wertvoll
Den ökologischen Fußabdruck klein halten und gleichzeitig gutes Design feiern? Das geht! Für ein zeitgemäßes Interieur müssen Möbelstücke, Wohntextilien und Accessoires lange halten, bei ihrer Produktion Ressourcen schonen und in der Wohnung auch noch gut aussehen – wir haben ein paar Beispiele gesammelt.
Von Tina Schneider-Rading
Teppiche aus recycelten Flaschen oder Bonbonpapier, veganes Leder aus Apfelresten, Bettwäsche aus Biobaumwolle, Leuchten aus Recyclingkartons. Das Schlagwort ‚Nachhaltigkeit‘ flutet die Wohnbranche – zum Glück. Ursprünglich stammt es aus der Forstwirtschaft und umschreibt das Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als nachwachsen kann. So nimmt man nicht nur Rücksicht auf die Natur, sondern behält auch die Gesundheit und Lebensqualität der nachfolgenden Generationen im Blick.
Georg Emprechtinger, Chef der oberösterreichischen Möbelmarke Team7, lebte den Begriff schon, bevor er überhaupt in Mode kam. Im Sägebetrieb seiner Familie war der Duft von frisch geschnittenem Holz allgegenwärtig: „Damit verbinde ich eine besondere Form der Geborgenheit“, sagt er. Die Buche, Eiche oder Erle für seine Naturholzmöbel stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft, zum Teil sogar aus dem eigenen 77 Hektar großen Wald. Er entnimmt seinem Forst nur so viel, wie auch wieder nachwächst und schont so das empfindliche Ökosystem – ganz pragmatisch, indem er vor der eigenen Haustür anfängt.
Auch andere Hersteller setzen auf zertifizierte Biomaterialien: Die Wohntextilmarke Schlossberg zum Beispiel lässt ihre Frottierlinie „Nova“ nach dem GOT (Global Organic Textile) Standard fertigen, der eine umweltverträgliche, nachhaltige und soziale Produktion garantiert. Und die Luxus-Bettwäsche „Somnia“ wird aus reiner Bio-Baumwolle hergestellt – ein Debut für ein Premiumprodukt des Schweizer Textilherstellers: „Weil Nachhaltigkeit für die junge Generation ein so wichtiges Thema ist“, begründet Schlossberg-Designchefin Susanne Krebs diesen Schritt. Die Branche bewegt sich, auch weil das ökologische Bewusstsein längst beim Kunden erwacht ist, nach dem Motto: Wenn schon konsumieren, dann mit gutem Gewissen. Nachhaltige Produkte sollten frei von Schadstoffen sein, aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, und im Idealfall werden sie auch klimaneutral gefertigt. Gütesiegel wie PEFC (eine internationale Zertifizierung für nachhaltige Waldbewirtschaftung), Blauer Engel oder ÖkoControl geben beim Kauf Orientierungshilfe.
Auch für die Hersteller ist Nachhaltigkeit mehr als ein aufgesetztes und vor allem verkaufsförderndes Emblem. Nachhaltig zu arbeiten ist für viele zur selbstverständlichen Haltung und Lebenseinstellung avanciert. Der Hamburger Jan Cray etwa hat mit seinen reduzierten Designs aus altem Bauholz einen Nerv getroffen. In den langlebigen Küchen- und Möbelserien verarbeitet er neben recycelten Bohlen auch heimisches Holz, Linoleum und Metall. Alles wird in der eigenen Werkstatt oder in ortsnahen Betrieben verarbeitet, Auslieferungen in Hamburg lässt er mit dem Lastenrad erledigen: „Wir bauen keine temporären Lifestyleprodukte“, sagt er. „Die Menschen sollen im besten Fall ein Leben lang Freude an dem Stück haben und es in die nächste Generation weitergeben.“
So sieht es auch Georg Emprechtinger. Er gibt den Dingen Zeit zu reifen, ob es eine Idee, ein Design oder der Werkstoff ist, aus dem seine Möbel gefertigt werden. Durch ihre lange Trocknungsphase werden seine Hölzer besonders stabil, und sie bleiben offenporig, damit sie die Feuchtigkeit im Raum regulieren können. Auch privat legt der Geschäftsmann Wert auf bewusste Lebensführung: „Der hohe Anspruch an Nachhaltigkeit spielt auch für mich persönlich eine wichtige Rolle. Wir legen zuhause Wert auf ausgewogene Kost aus frischen Zutaten, verwenden saisonales Obst und Gemüse vom Wochenmarkt.“ In anderen Bereichen achtet er vor allem auf einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck. „Unsere Welt lebenswert zu erhalten, geht jeden etwas an“, betont er. „Schon jetzt hat sich das Konsumverhalten verändert.“ Aber das neue Bewusstsein müsse langfristig auch im Alltag ankommen. Deshalb rät er: „Regionale Produkte, Recycling, Energie sparen und öfter mal das Fahrrad nehmen – so kann jeder mit kleinen Schritten etwas für die Umwelt tun.“