Nachhaltige Fonds: Die Mär der schlechteren Performance

Von Herbert Ritsch

Im Rahmen einer Studie für die Arbeiterkammer Wien führte ich in diesem Sommer rund 85 Mystery-Shoppings bei Vermögensberatungen, Versicherungsvermittlungen, Bankinstituten wie auch Versicherungen durch. Dabei untersuchte ich die Beratungsqualität bei nachhaltigen Fonds und ETFs. Es zeigte sich, dass die Mehrzahl der Beraterinnen und Berater mir vom Kauf nachhaltiger Fonds abgeraten hat. Es wurde die grundlegend positive Absicht dieser nachhaltigen Finanzprodukte lobend hervorgestrichen, jedoch seien diese aufgrund ihrer schlechteren Performance gegenüber den konventionellen Fonds ungeeignet. Bemerkenswert ist, dass dies auch in Bezug auf die hauseigene Produktpalette der Bank oder Versicherung behauptet wurde. Es ist also höchst an der Zeit, mit dem Märchen von der schlechteren Performance nachhaltiger Fonds aufzuräumen.

Größeres versus kleineres Anlageuniversum

Dass nachhaltige Fonds auf ein kleineres Anlageuniversum zurückgreifen, ist eine logische Konsequenz der Ausschlusskriterien, die Unternehmen aufgrund fehlender Nachhaltigkeitsaspekte für einen Fonds disqualifizieren. Doch ob Fondsmanager in 4.000 oder doch nur in 800 Unternehmen investieren dürfen, ist noch lange kein Grund, eine schlechtere Performance zu begründen.

Im Rahmen eines Projekts für die Arbeiterkammer Steiermark habe ich in Zusammenarbeit mit dem Finanzdatenanbieter „Mountain View“ mehr als 10.000 Fonds analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass nachhaltige sowie konventionelle Fonds mehrheitlich in die gleichen Unternehmen investieren. Titel wie Microsoft, Amazon, Apple, Tesla, Meta, et cetera kommen immer wieder vor. Sie haben eine hohe Marktkapitalisierung, die kein Fondsmanager eines konventionellen Fonds ignorieren kann, als auch ein gutes ESG-Rating. Die Analyse hat ergeben, dass 88 Prozent der nachhaltigen als auch konventionellen Fonds gleiche Titel verwenden. 12 Prozent der Titel machen definitiv einen Unterschied aus, der jedoch nicht Performance-entscheidend ist.

Nachhaltigkeit kein Investment-Kriterium

Hat es ein Unternehmen in das Anlageuniversum eines Fonds geschafft, spielen Nachhaltigkeitskriterien für den Fondsmanager keine Rolle für das Investment mehr. Vielmehr ist für ihn immer nur die Benchmark entscheidend, nach der er den Fonds ausrichtet, also der Vergleichsmaßstab, der für den prognostizierten Anlageerfolg herangezogen wird. Daher ist es auch immer wichtig, bei Fonds nach dieser Benchmark zu fragen. Denn sie bestimmt die Investmentstrategie jedes Fondsmanagers. Der sogenannte Tracking Error ist dabei eine Kennzahl, die angibt, um wie viel Prozentpunkte die Wertentwicklung eines Fonds durchschnittlich von der Wertentwicklung seines Vergleichsindex, also der Benchmark, abweicht. Das Riskmanagement gibt dem Fondsmanagement diese Kennzahl vor. In der Regel liegt sie bei ein bis zwei Prozent. Die Performance eines nachhaltigen oder auch konventionellen Fonds kann sich demnach nicht deutlich von der Benchmark unterscheiden. Vielmehr haben alle Fonds das Problem, dass das Fondsmanagement, historisch gesehen und belegbar, kaum in der Lage ist, die Benchmark dauerhaft zu schlagen.

Die einzige Möglichkeit, einen besonderen Vorteil zu erreichen, ist das Timing: der „richtige“ Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf einer Fondsposition. Basierend auf zuvor einhergegangenen fundamentalen oder technischen Analysen ist dieser „Skill“ des Fondsmanagers davon unabhängig, ob eine nachhaltige oder konventionelle Fondsposition gekauft oder verkauft wird.

Gleich gute Performance belegt

Eine Studie des Analyseunternehmens „Morningstar“ hat die Performance von nachhaltigen Fonds in den vergangenen Jahren bewertet. Die ausgewählten Kategorien wurden auf Grundlage der Verfügbarkeit von nachhaltigen Fonds mit 10-Jahres-Renditen festgelegt. Die Renditen für nachhaltige Fonds deuten darauf hin, dass nachhaltige Fonds nicht nur keine Performance-Nachteile bringen, sondern sogar überdurchschnittlich erfolgreich sind.

Es gibt keinen Performance-Unterschied zwischen einem globalen Aktienfonds und einem globalen nachhaltigen Aktienfonds. Sollte es dennoch einen solchen geben, liegt das weniger an der Nachhaltigkeit als vielmehr an der Qualität unterschiedlicher Fondsgesellschaften.


Herbert Ritsch ist seit 2021 akkreditierter Prüfer des Österreichischen Umweltzeichens für Finanzprodukte (UZ-49). Mit seiner Firma „ESG Solutions“ berät er Unternehmen und Investoren bei der nachhaltigen Geldanlage.

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