Vergessene humanitäre Krisen in Afrika

Sambia: Die Familien, die in diesem Camp für Binnenvertriebene in Sambia leben, haben alles verloren. 640 Menschen, darunter 347 Kinder, nennen dieses Lager ihr Zuhause. In einem Zelt leben oft zwei Haushalte und bis zu 16 Menschen.

Neuer CARE-Bericht „Breaking the Silence“ zeigt, dass alle zehn vergessenen Krisen am afrikanischen Kontinent passieren

Es sind harte Zeiten für Europa und noch härtere für Menschen, die weltweit von humanitären Krisen betroffen sind. Mit dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und dem Klimawandel mangelt es nicht an Themen für die globale Krisenberichterstattung. Gleichzeitig gibt es immer noch genügend humanitäre Krisen, über die wir kaum lesen oder hören.

Was wissen Sie über Angola? Eben. Im Jahr 2022 thematisierten gerade einmal 1.847 Online-Artikel die humanitäre Not im südwestafrikanischen Staat, ausgelöst durch die schlimmste Dürre seit vierzig Jahren. Fast vier Millionen Menschen haben zu wenig zu essen. Im Vergleich dazu erschienen über die Schlammschlacht vor Gericht zwischen den US-amerikanischen Schauspieler:innen Johnny Depp und Amber Heard über 217.000 Online-Artikel.

Angola liegt auf Platz eins der zehn vergessenen humanitären Krisen, die CARE im neuen Report „Breaking the Silence“ vorgestellt hat. Darin heben wir auf Basis einer internationalen Medienanalyse jene Krisen und Katastrophen hervor, über die global am wenigsten berichtet wird.

In unserem Bericht hat sich für 2022 ein besorgniserregendes Muster gezeigt: Alle zehn vergessenen Krisen passieren am afrikanischen Kontinent. Auf Angola folgt am zweiten Platz Malawi, das aufgrund von Wetterextremen, wie Dürre, an Nahrungsmittelknappheit leidet. An dritter Stelle steht die Zentralafrikanische Republik, deren Bevölkerung unter Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten leidet.

Betroffene zu Wort kommen lassen

Die Berichterstattung zu humanitären Krisen profitiert davon, Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen. Dabei können Hilfsorganisationen unterstützen. Aus diesem Grund organisierte CARE heuer mit finanzieller Unterstützung unseres langjährigen Partners CC Real eine gesponserte Pressereise nach Sambia, das Platz vier der vergessenen Krisenländer belegt. Ziel war es, nicht nur Aufmerksamkeit zu schaffen, sondern durch eine Partnerschaft von Medien, Wirtschaft und Hilfsorganisation Veränderung anzustoßen und humanitären Journalismus zu fördern.

In Sambia sprachen wir mit der 85-jährigen Chuma Mwende. Sie verlor durch Überschwemmungen ihr Haus. Als Folge der Klimakrise sind starke Fluten und Dürren keine Seltenheit in Sambia. Das führt zu Vertreibung, Hunger und Armut. Chuma lebt nun mit ihren Enkelkindern in einem Camp für Binnenvertriebene. Die Familie ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Alles, was sie sich wünschen, sind ein Zuhause und genug zu essen.

Veränderung geschieht durch Aufmerksamkeit

Geschichten, wie die von Chuma bekommen zu wenig Gehör. Mit unserem Bericht rufen wir dazu auf, mehr über vergessene Krisen zu erfahren, Informationen auszutauschen und sich zu engagieren. Hier sind Medien, Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und NGOs gleichermaßen gefragt. Veränderung geschieht durch Aufmerksamkeit. Und schlussendlich benötigen die Menschen in Angola, Sambia und anderen Krisenregionen nicht nur mehr Beachtung, sondern lebensrettende Hilfe und eine Zukunft mit Perspektiven.

Hier geht es zum Report „Breaking the Silence“: care.at/breaking-the-silence-2022


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